USA 2006 Forscher führen Hitzewelle auf Treibhausgase zurück
Washington - Die überwältigende Mehrheit der seriösen Wissenschaftler ist zwar inzwischen überzeugt davon, dass das Handeln des Menschen langfristig die Temperaturen auf der Erde steigen lässt. Dennoch sind die Experten nach wie vor extrem vorsichtig, wenn es darum geht, einzelne Wetterereignisse mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen.
Doch die nationale Ozeanografie- und Wetterbehörde der USA (NOAA) wagt jetzt genau diesen Schluss: Die extreme Hitze des vergangenen Jahres ging vor allem auf den Einfluss des Menschen zurück, sagte Martin Hoerling vom NOAA-Forschungslabor in Colorado.
Nach Angaben der NOAA war 2006 in den USA das zweiwärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen vor 112 Jahren. Nur 1998 sei es im Durchschnitt noch einen Hauch heißer gewesen. Damals wurde zunächst das Klimaphänomen El Niño, das für eine Erwärmung des Oberflächenwassers im östlichen Pazifik sorgt, für den Temperaturanstieg verantwortlich gemacht. Doch 2006 habe El Niño kaum eine Rolle gespielt, folgert Hoerlings Team aus seinen Aufzeichnungen und Computersimulationen. Deren Ergebnisse sollen kommende Woche im Fachblatt "Geophysical Research Letters" veröffentlicht werden.
Überraschung: El Niño kühlt die USA
In Wahrheit spielt El Niño beim Anstieg der Temperaturen in den USA überhaupt keine Rolle, so das überraschende Ergebnis der neuen Untersuchung. Hoerling und seine Kollegen hatten sich die Messdaten der letzten zehn El Niños seit 1965 vorgenommen. Dabei stellte sich heraus, dass das Wetterphänomen keine wärmende, sondern sogar eine leicht kühlende Wirkung auf die USA hat. Um ganz sicher zu sein, prüften die Wissenschaftler ihre Daten mit zwei unterschiedlichen Klimamodellen. Die Computer spielten jeweils 50 Jahre mit und ohne El Niño durch. Auch hier zeigte sich ein leichter Kühleffekt.
"Wir wollten herausfinden, ob es purer Zufall war, dass die beiden wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen mit El-Niño-Ereignissen zusammenfielen", sagte Hoerling. Deshalb habe man die Einflüsse von El Niño und vom Menschen ausgestoßenen Treibhausgasen in Zahlen gefasst und miteinander verglichen.
Das eindeutige Resultat: Menschliche Treibhausgase hätten im Jahr 2006 die Wahrscheinlichkeit eines Temperaturrekords erhöht - und zwar um den Faktor 15, verglichen mit vorindustriellen Zeiten. Zudem könnte der Wärmerekord schon in diesem Jahr erneut fallen: Es bestehe eine 16-prozentige Chance, dass 2007 das bisher heißeste Jahr in den USA seit 1895 werde. Es wäre das zehnte Jahr in Folge mit überdurchschnittlichen Temperaturen.
Treibhausgase ließen Temperaturen steigen
Um die Rolle der Treibhausgase zu klären, analysierten Hoerling und seine Kollegen 42 Simulationen des Erdklimas, die aus 18 unterschiedlichen Modellen resultierten und in den letzten Bericht des Uno-Weltklimarats IPCC eingegangen waren. Sie berechnen unter anderem den Einfluss der Treibhausgase und Schwebeteilchen in der Luft auf die Durchschnittstemperaturen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Die Analysen zeigten laut Hoerling, dass die Treibhausgase die Temperaturen über die gesamten USA hinweg steigen ließen - sehr ähnlich dem Muster, das im vergangenen Jahr aufgrund von Messungen beobachtet worden sei. "Jetzt sind wir in der Lage, natürliche Klimaschwankungen besser von denen zu unterscheiden, die vom Menschen verursacht werden", sagte Hoerling. Seine Untersuchungen hätten eines klar gezeigt: "Die Hitze von 2006 geht hauptsächlich auf den Menschen zurück."
mbe/AP