Müllproblem in den USA Unmengen von Mikroplastik treiben in den Großen Seen

Chicago am Michigansee (Archivbild): Plastik-Mikrokugeln passieren Kläranlagen und gelangen so in Gewässer
Foto: Kiichiro Sato/ AP"Wenn Sie mit dem Boot über einen der Großen Seen fahren, sehen Sie keine Inseln aus Plastik", sagt Chemikerin Sherri Mason von der State University of New York at Fredonia. Zusammen mit Kollegen untersucht sie dennoch den Plastikmüll, der sich in den Gewässern befindet. "Denn all diese kleinen Plastikpartikel sind dort draußen", sagt sie.
Die Wissenschaftler haben im vergangenen Jahr Proben aus Erie- und Huronsee sowie dem Oberen See untersucht. In diesem Jahr weiten sie ihr Programm auf Michigan- und Ontariosee aus.
Das Plastikmüllproblem ist vor allem aus den Meeren bekannt, etwa dem Müllstrudel im Nordpazifik. Der weit verbreitete Kunststoffmüll wird von Tieren aufgenommen - zum Teil finden sich erschreckende Mengen in Mägen von Seevögeln, Fischen und Walen. Auch an der Meeresoberfläche ist der Müll, wie in den Großen Seen, nicht unbedingt sichtbar. Denn größere Teile werden oft zu winzigen Stückchen zerrieben, die erst bei einer genaueren Analyse auffallen. Doch auch die kleinen Teilchen können einen gewaltigen Einfluss aufs Ökosystem haben.
Mikrokugeln aus Körperpflegeprodukten
Im Eriesee, so berichtet das US-Forscherteam jetzt, ist die Belastung mit Mikroplastik sogar größer als in den Ozeanen. Wie lange die Seen schon derart kontaminiert sind und wie sich das auf die Umwelt auswirkt, ist noch nicht genau analysiert. Momentan untersuchen die Wissenschaftler, in welchem Maß Fische die Plastikpartikel aufnehmen.
Eins unterscheidet das Mikroplastik in den Großen Seen allerdings von dem im Meer: Sehr viele Plastikteile seien perfekte Kügelchen, berichten die Forscher. Das lässt ahnen, wo sie herkommen: Wahrscheinlich stammen sie aus Kosmetik- und Körperpflegeprodukten - unter anderem Duschgel und Zahnpasta. Die Mikrokugeln seien so klein, dass sie die Kläranlagen ungehindert passieren, sagt Lorena Rios Mendoza von der University of Wisconsin-Superior.
Immerhin haben einige Hersteller zugestimmt, Produkte mit Plastik-Mikrokugeln vom Markt zu nehmen oder keine neuen mehr zu entwickeln. In Deutschland empfiehlt das Umweltbundesamt , keine Duschgels, Peelings und Zahnpasten zu verwenden, die Polyethylen enthalten.