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IWC-Tagung in Agadir: "Rückschritt für den Walschutz"

Foto: epa Jeremy Sutton-Hibbert/ dpa

Verbotene Jagd Kommission stoppt Waljäger

Vergeblicher Vorstoß: Japan, Island und Norwegen sind mit ihrer Forderung nach Walfang mit festen Quoten gescheitert. Die Teilnehmer der Internationalen Walfangkonferenz haben sich auf ihrer Tagung in Agadir zerstritten - nicht mal ein Kompromiss kam zustande.

Agadir - Es war ein höchst umstrittenes Papier, das auf der Tagung der Internationalen Walfangkommission in den vergangenen Tagen debattiert wurde. Doch am Ende kam für Walschützer die gute Nachricht: Der Fang von Großwalen bleibt international verboten. Die Internationale Walfangkonferenz hat den lange debattierten Textentwurf zur Zukunft des Walfangs verworfen. Nach dem Entwurf sollte Japan, Island und Norwegen der Walfang mit festen Quoten für zehn Jahre erlaubt werden. Der Vorsitzende Anthony Liverpool erklärte am Mittwoch, die Positionen der 88 teilnehmenden Länder lägen weit auseinander.

"Für diese Sitzung ist das Kompromisspapier vom Tisch", sagte der deutsche Delegationsleiter Gert Lindemann am Mittwoch im marokkanischen Agadir, wo die Internationale Walfangkommission (IWC) derzeit tagt. "Alle Regierungen haben an ihren Positionen festgehalten." Das Walfangverbot werde nun bestehen bleiben, so Lindemann.

Japan, Island und Norwegen halten sich jedoch nicht daran - sie erkennen das Fangverbot überhaupt nicht an oder berufen sich auf umstrittene Ausnahmeregelungen. Das Kompromisspapier sah vor, den Walfang befristet zu legalisieren. Die Fangquoten sollten jedoch geringer sein als die bisherigen realen Fangzahlen.

Allerdings, räumt Lindemann ein, sei die Ablehnung des Papiers noch keine endgültige Entscheidung: Nach einer Besinnungspause von mindestens einem Jahr solle weiterverhandelt werden.

Walfang

Viel zu diskutieren bleibt den Konferenzteilnehmern jetzt nicht mehr: In Agadir sollen jetzt nur noch einzelne Themen wie Walschutzgebiete, indigener Völker und finanzielle Fragen verhandelt werden.

Lob von Tierschützern

Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife wertete es als großen Erfolg, dass der kommerzielle Walfang nun doch nicht freigegeben wird. "Das umstrittene Papier, das die kommerzielle Jagd auf bis zu 1400 Wale jährlich erlaubt hätte, ist erst mal vom Tisch - eine sehr gute Nachricht", sagte Sandra Altherr, die für Pro Wildlife an der IWC-Tagung in Agadir teilnimmt. Ein solcher Kompromiss hätte ausgerechnet die Länder belohnt, die seit vielen Jahren das Walfangverbot ignoriert haben, schrieb die Organisation in einer Presseerklärung.

Gleich zu Beginn der Tagung von Vertretern der 88 Teilnehmerstaaten hatte es einen Eklat gegeben: Dem Vorsitzenden der Internationalen Walfangkommission wurde vorgeworfen, von Japan bestochen worden zu sein.

Japan hatte zuvor mit dem Austritt aus dem Gremium gedroht, sollte das seit 1986 international gültige kommerzielle Fangverbot nicht gelockert werden.

Das Moratorium von 1986 hat zahlreiche Ausnahmen zugelassen. So ist beispielsweise der Walfang zu "wissenschaftlichen Zwecken" erlaubt. Kritikern zufolge ist das aber nur ein Vorwand für den kommerziellen Walfang. Auf diese Weise hat Japans ungezügelte Jagd aus angeblich wissenschaftlichem Interesse samt erlaubter Verwertung der gejagten Tiere laut IWC dazu geführt, dass derzeit mehr Wale in Sushi-Bars landen als in Laboratorien von Forschern. Seit Inkrafttreten des Moratoriums wurden nach Angaben des Animal Welfare Institute in Washington etwa 33.600 Wale getötet.

Deutschland setzt sich wie andere EU-Staaten sowie Australien für den Schutz der Meeressäuger ein und will davon auch einen EU-Beitritt Islands abhängig machen.

boj/dpa/apn
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