Verhaltensforschung
Krötenweibchen gehen in harten Zeiten fremd
Das Leben im Tümpel kann hart sein. Wenn die Wasserstände sinken, paaren sich die Weibchen der amerikanischen Schaufelfußkröte mit den artfremden Gebirgs-Schaufelfuß-Krötenmännchen. Eine clevere Überlebensstrategie, wie eine Biologin herausfand.
Schaufelfußkrötenweibchen sind konsequent: Wenn der Tümpel auszutrocknen droht, schauen sie sich nach Männchen einer anderen Art um. Der Grund: Die aus dieser Paarung resultierenden Kaulquappen reifen schneller heran als die Nachkommen mit Männchen ihrer eigenen Art. So verhindern die Krötenweibchen, dass ihr Nachwuchs im vertrocknenden Tümpel stirbt. Dieses umsichtige Paarungsverhalten hat die Biologin Karen Pfennig von der Universität von North Carolina in Chapel Hill beobachtet. Ihre Ergebnisse stellt die Forscherin im Fachmagazin "Science" vor (Bd. 318, S. 965).
Die Wissenschaftlerin beobachtete in Laborversuchen Weibchen des Flachland-Schaufelfußes, die sie einmal in einem tiefen Wasserbecken und im zweiten Fall in flachem Wasser hielt. Diese unterschiedlichen Wassertiefen sollten die extremen Bedingungen simulieren, denen die Kröten in ihren Lebensräumen ausgesetzt sein können: Die Tiere leben in Regionen mit nur sporadischen, dann aber heftigen Regenfällen, die kurzfristig Tümpel entstehen lassen. Ist die Wassermenge jedoch zu gering, können diese Gewässer in wenigen Wochen auch wieder austrocknen.
Die Krötenweibchen, die im flachen Wasser und damit in stetiger Gefahr der Austrocknung ihres Gewässers leben, reagierten in den Tests überdurchschnittlich häufig auf die Paarungsrufe von Männchen des Gebirgs-Schaufelfußes, beobachtete Pfennig in ihren Tests. Die Kaulquappen dieser nahe verwandten Krötenart reifen schneller heran als reine Flachland-Schaufelfüße - gleiches gilt auch für die Nachkommen aus gemischten Partnerschaften. Lebten die Krötenweibchen hingegen im tiefen Wasser und mussten daher nicht eine Austrocknung befürchten, ließen sie die Liebesrufe der Verwandten aus dem Gebirge hingegen eher kalt.
Die Forscherin sieht in dem Verhalten eine im Tierreich ungewöhnliche Strategie der gezielten artübergreifenden Paarung. Die aus solchen Verbindungen hervorgehenden Nachkommen sind zwar in der Regel weniger gesund und fortpflanzungsfähig, doch überwiegen in diesem Fall die Vorteile für die Art durch die größere Überlebenschance der Kaulquappen.
lub/ddp
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.