Verhaltensforschung Mücken meiden Menschen, die nach ihnen schlagen

Wenn Mücken die Wahl haben, bedienen sie sich lieber bei einem Wirt, der ihnen noch nicht gefährlich geworden ist. Es kann also doppelt Sinn machen, die Insekten zu vertreiben.
Zu spät: Mücke saugt Blut

Zu spät: Mücke saugt Blut

Foto: Patrick Pleul/ dpa

Nach Mücken zu schlagen lohnt sich offenbar - selbst wann man die Plagegeister verfehlt. Denn Moskitos merken sich, wenn sich ihre potenziellen Opfer wehren. Wie US-Forscher in der Fachzeitschrift "Current Biology" berichten , verbinden die Tiere dabei den Duft eines Menschen mit unangenehmen Erfahrungen. Beim nächsten Rundflug meiden die Insekten den Geruchsträger dann möglichst.

Mücken stechen ihre Opfer nicht wahllos, sondern ziehen bestimmte Menschen vor. Zudem bevorzugen sie zu bestimmten Jahreszeiten manche Tiergruppen, wie das Team um den Biologen Jeffrey Riffell von der University of Washington in Seattle schreibt. Demnach ernährt sich etwa die kalifornische Art Culex tarsalis, die mit unserer Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens) eng verwandt ist, im Sommer hauptsächlich von Blut von Vögeln, im Winter zusätzlich aber auch vom Blut von Säugetieren.

Um mehr über das Verhalten der Tiere zu erfahren, setzten die Forscher Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) mit einer Vibrationsmaschine ähnlichen Erschütterungen aus, wie sie entstehen, wenn ein Mensch nach einer Mücke schlägt. Diese unangenehme Erfahrung kombinierten sie im Versuchslabor mit Gerüchen bestimmter Menschen. Einen Tag später mussten sich die Tiere beim Fliegen in einer Y-förmigen Röhre zwischen dem aus dem Versuch bekannten und einem anderen Körpergeruch entscheiden. Dabei mieden die Insekten nach unangenehmen Erfahrungen den damit verbundenen Duft.

Ähnlich stark wie Mückenabwehrmittel

Hatten die Mücken die Gerüche und die damit verbundene Vermeidung gelernt, reagierten sie auf diese Düfte ähnlich stark wie auf DEET, eines der wirksamsten Mückenabwehrmittel, schreiben Riffel und seine Kollegen in ihrer Studie. Darüber hinaus erinnerten sich die Insekten tagelang an die erlernten Gerüche.

Ähnlich wie beim Menschen spiele bei diesen Lernprozessen der Botenstoff Dopamin eine wichtige Rolle, schreiben die Forscher weiter. Jenen Mücken, die aufgrund einer genetischen Veränderung kein Dopamin produzieren konnten, fiel es deutlich schwerer, Gerüche zu lernen. Das könnte bedeutsam sein für die Bekämpfung von Stechmücken und durch Mücken übertragene Krankheiten, betonen die Forscher.

Gerade die Gelbfiebermücke - auch Ägyptische Tigermücke genannt - ist als Überträger von Zika-, Dengue-, Chikungunya- und Gelbfieber bekannt. Sie lebt vor allem in den Tropen und Subtropen, kommt aber im Zuge des Klimawandels zunehmend auch in Europa vor.

"Leider können wir nicht sagen, was einen Menschen für Mücken besonders attraktiv macht - jedes Individuum enthält einen molekularen Cocktail aus Verbindungen von mehr als 400 Chemikalien", sagt Ko-Autorin Chloé Lahondère, die mittlerweile an der Hochschule Virginia Tech arbeitet. "Aber nun wissen wir immerhin, dass Mücken bestimmte Gerüche ihrer Opfer lernen können und jene Opfer meiden, die sich mehr verteidigen."

hei/dpa

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