Verhaltensforschung Warum Gorillas bei der Balz auf ihre Brust trommeln

Ein Gorilla in typischer Brust-Trommel-Haltung.
Foto: hypergurl / iStockphoto / Getty ImagesTrommelt ein Gorilla auf seine Brust, will er anderen imponieren und seinen Rivalen drohen. So interpretierte die Menschenwelt bisher das eigenartige Verhalten der Tiere bei der Balz. Das ist zumindest nur die halbe Wahrheit, wie nun ein internationales Forscherteam unter Leitung des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie herausfand.
Laut den Wissenschaftlern geht es den Gorillas dabei gar nicht darum, den »dicken Maxen« zu machen. Vielmehr ist das Brusttrommeln eine Kommunikation mit der Gemeinschaft: »Wir können belegen, dass Gorillas auf diese spektakuläre Art und Weise Informationen über ihre eigene Körpergröße übermitteln«, erklärte Erstautor Edward Wright.
So würden rivalisierende Männchen wahrscheinlich auf die beim Trommeln übertragenen Informationen zur Körpergröße achten, um die Konkurrenzfähigkeit des Trommlers besser einschätzen zu können. Das könnte zur Entscheidung beitragen, ob eine kämpferische Auseinandersetzung Erfolg versprechend ist oder nicht, schreiben die Autoren um Wright im Fachblatt »Scientific Reports« .
Einen Zusammenhang zwischen Körpergröße und Dauer, Anzahl oder Schlagfrequenz des Trommelns stellten die Wissenschaftler nicht fest. Die Unterschiede zwischen einzelnen Tieren hätten aber vielleicht eine andere Bedeutung: »Das könnte darauf hindeuten, dass das Brusttrommeln jeweils individuelle Signaturen haben kann«, so Wright.
Bei vielen Tieren gilt die Körpergröße als Schlüsselattribut, da sie oft die Fähigkeit zu Kampf oder Konkurrenz widerspiegelt. Schon zuvor hatte dasselbe Team gezeigt, dass größere Gorilla-Männchen sozial dominanter und in Bezug auf die Fortpflanzung erfolgreicher waren als kleinere Männchen.
Eine Botschaft für die Weibchen
Für Weibchen könnten die über das Trommeln vermittelten Informationen auf andere Weise nützlich sein. »Wir gehen davon aus, dass Brustschläge auch eine entscheidende Rolle bei der Partnerwahl spielen, indem sie den Weibchen Informationen über die Größe der Männchen in ihrer eigenen und in benachbarten Gruppen liefern«, schreiben die Autoren. »Das kann ihre Entscheidung zum Wechsel in eine andere Gruppe beeinflussen.«
Für die Untersuchung beobachtete das Team 25 erwachsene männliche Berggorillas aus zehn Gruppen im Volcanoes National Park in Ruanda. Mithilfe von Fotos bestimmten die Forscher die Körpergröße der Männchen, indem sie den Abstand zwischen den Schulterblättern der Tiere maßen. Zudem nahmen die Forscher die Dauer, Anzahl und Tonfrequenzen der Trommelgeräusche auf, die die Silberrücken – so nennen Forscher die ausgewachsenen Männchen – produzierten.
Bei der Auswertung entdeckten die Biologen, dass die Trommelschläge von größeren Männchen tiefere Frequenzmaxima aufwiesen als die von kleineren Männchen. Das liege vielleicht daran, dass größere Männchen auch größere Luftsäcke in der Nähe ihres Kehlkopfes haben könnten, was die Tonfrequenzen senke. Auf diese Weise gäben die Brustschläge zuverlässig Auskunft über die Körpergröße des jeweiligen Trommlers.