Usutu-Viren Forscher befürchten neues Amselsterben

In Deutschland könnte es in diesem Sommer erneut ein größeres Amselsterben geben. Schuld daran sind Usutu-Viren aus Afrika: Forscher haben die Erreger in überwinternden Stechmücken nachgewiesen.
Amsel: Gefahr durch Usutu-Viren

Amsel: Gefahr durch Usutu-Viren

Foto: A2800 epa Attila Kovacs/ dpa

Hamburg/Berlin - Im vergangenen Juni war es besonders schlimm: Zahlreiche Meldungen über Funde toter Vögel kamen auf, vor allem in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Forscher fanden 86 mit Viren infizierte Tiere, darunter 72 Amseln. Nun scheint es, als ob sich das in diesem Jahr wiederholen könnten.

Forscher befürchten für den Sommer erneut ein Amselsterben in Deutschland. Zwar seien die Usutu-Viren in diesem Jahr noch nicht bei toten Vögeln aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz nachgewiesen worden. Allerdings habe man den Erreger in überwinternden Stechmücken gefunden, teilte unter anderem das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) mit.

"Wir haben bewiesen, dass das Usutu-Virus in einheimischen Stechmückenarten überwintert hat und somit im Frühsommer wieder Amseln in Deutschland infiziert werden können", so der wissenschaftliche Leiter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs), Norbert Becker.

Usutu-Viren wurden bereits 2010 in deutschen Stechmücken gefunden. Bei den Vögeln können sie zum massenhaften Tod führen. Nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) ist ein Ausbruch der Erkrankung von der Witterung abhängig und im Spätfrühjahr oder Sommer zu erwarten.

Infizierte Vögel haben oftmals ein zerzaustes Gefieder und Verhaltensauffälligkeiten. Tote Vögel sollten an das BNI, die Aktionsgemeinschaft oder ein örtliches Veterinäramt geschickt werden - wichtig ist dabei, dass Finder ihre Hände mit Handschuhen oder Plastiktüten schützen und diese außerdem gründlich reinigen.

Die Erreger können nämlich auch auf den Menschen übertragen werden. Bei immungeschwächten und älteren Patienten sind schwere Erkrankungen möglich, darunter eine Gehirnentzündung. Außerhalb von Afrika waren die Viren erstmals 2001 in und um Wien aufgetreten, im Jahr 2009 erkrankten zwei immungeschwächte Patienten in Italien daran.

chs/dpa
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