Hochansteckendes Virus US-Zoos bringen ihre Vögel in Sicherheit

In den USA grassiert derzeit die Vogelgrippe. Millionen Hühner und Truthähne wurden bereits getötet, Zoos ringen um den Schutz ihrer wertvollen Tiere. Zuletzt schnellten auch die Preise für Eier in die Höhe.
Fast 23 Millionen tote Hühner und Truthähne: Lkw vor einer Eierfarm in den USA

Fast 23 Millionen tote Hühner und Truthähne: Lkw vor einer Eierfarm in den USA

Foto: Scott Olson / Getty Images

In den USA bekommen Besucher von Zoos derzeit möglicherweise keine Vögel zu Gesicht – allenfalls einige Pinguine watscheln in ihren Gehegen hinter Glas umher. Der Grund: Zoos in ganz Nordamerika bringen ihre Vögel vor der Vogelgrippe in Sicherheit und versuchen sie in Innenräumen weit weg von Menschen und Wildtieren zu halten. Derzeit grassiert die hoch ansteckende und potenziell tödliche Vogelgrippe besonders stark in den USA. Noch wurden keine Ausbrüche in Zoos gemeldet, aber es wurden bereits Wildvögel tot aufgefunden, bei denen Vogelgrippe nachgewiesen wurde. Eine Wildente, die im letzten Monat auf dem Gelände des Blank Park Zoo in Des Moines, Iowa, verendete, wurde positiv getestet, so der Sprecher des Zoos.

Fast 23 Millionen Hühner und Truthähne wurden in den USA bereits getötet, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Zuletzt sind die Eierpreise im Land in die Höhe geschnellt. Für ein Dutzend Eier war laut Landwirtschaftsministerium zuletzt eine Spanne von 2,82 Dollar bis zu 2,85 Dollar (rund 2,60 Euro) auf dem Referenzmarkt im Mittleren Westen des Landes fällig. Die Kosten lagen 50 Prozent höher als im Februar und nur knapp unter dem Rekordniveau von über drei Dollar im Jahr 2015, als die schwerste Vogelgrippe in der Geschichte des Landes grassierte. Damals mussten 50 Millionen Tiere getötet werden.

Für die Zoos wäre es besonders dramatisch, wenn wertvolle Vögel gekeult werden müssten. »Das wäre äußerst verheerend«, sagte Maria Franke, Leiterin der Tierschutzabteilung im Zoo von Toronto. Sie machte darauf aufmerksam, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine enge Beziehung zu den Tieren aufgebaut hätten. Derzeit werden in dem Zoo überdachte Freigehege überprüft und Netze kontrolliert, die Wildvögel fernhalten sollen.

Vögel scheiden das Virus, überwiegend der H5N1-Stamm, über ihren Kot und Nasenausfluss aus. Experten zufolge kann das Virus durch kontaminierte Ausrüstung, Kleidung, Stiefel verbreitet werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass kleine Vögel, die in Zooausstellungen oder -gebäude eindringen, die Grippe ebenfalls verbreiten können und dass Mäuse das Virus sogar ins Haus schleppen können.

Bisher keine Fälle von Vogelgrippe bei Menschen

Wenn bei Geflügel Fälle von Vogelgrippe festgestellt werden, müssen auch in den USA sämtliche Tiere eines Schwarms oder eines Zuchtbetriebs getötet werden. Das US-Landwirtschaftsministerium hat jedoch darauf hingewiesen, dass Zoos dies möglicherweise vermeiden können, indem sie infizierte Vögel isolieren. Zu den Vorsichtsmaßnahmen, die die Zoos treffen, gehört deshalb die Haltung von Vögeln in kleineren Gruppen, sodass im Falle einer Infektion nur einige wenige betroffen wären. Die endgültige Entscheidung über die Tötung von Tieren treffen aber die Behörden und staatliche Tierärzte.

Die Behörden betonen, dass die Vogelgrippe weder die Sicherheit von Fleisch oder Eiern gefährdet noch ein erhebliches Risiko für die menschliche Gesundheit darstellt, wenn man die Produkte gut durchgart. Infizierte Vögel dürfen ohnehin nicht für die Lebensmittelproduktion verwendet werden. Nach Angaben des Center for Disease Control and Prevention wurden in den USA bisher keine Fälle von Vogelgrippe bei Menschen festgestellt.

Auch in deutschen Zoos grassiert die Vogelgrippe derzeit. Anfang Februar wurde das Virus im Karlsruher Zoo nachgewiesen. Zwei Hawaiigänse und ein Pelikan waren die ersten Opfer. Der Zoo musste schließen. Bei rund 90 Tieren wurde das Virus in den darauffolgenden Tagen nachgewiesen. Der Direktor sprach von einem bisher nie da gewesenen Ausmaß in einem deutschen Zoo.

Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) erlebte Europa schon von Herbst 2020 bis April 2021 die bis dato schwerste Geflügelpestwelle. Dabei dominiere der Vogelgrippe-Subtyp H5N1. Wie auch beim Coronavirus nimmt die Ausbreitung üblicherweise im Sommer etwa wegen hoher Temperaturen ab und dann im Herbst wieder zu. Seit Mitte Oktober 2021 wurden in Deutschland erneut Hunderte von infizierten Wildvögeln aus mindestens zwölf Bundesländern sowie über 50 Ausbrüche bei Geflügel und gehaltenen Vögeln gemeldet. 

Bei der auch als Geflügelpest bezeichneten Vogelgrippe handelt es sich um eine Influenza-A-Infektion, das Virus gliedert sich in verschiedene Subtypen. H5N8 tritt bei Wildvögeln und immer wieder in Geflügelbetrieben auf. Erstmals hatten sich im vergangenen Jahr auch Menschen angesteckt. Sieben Arbeiter in einem russischen Geflügelmastbetrieb erkrankten und litten unter milden Symptomen. Die Übertragung geschieht allerdings nur selten und nur bei engem Kontakt. Zudem sind keine Übertragungen von Mensch zu Mensch bekannt.

Bislang waren nur Infektionen mit dem Vogelgrippevirus H5N1 bei Menschen bekannt. Das Virus trat erstmals größer in Südostasien auf und verbreitete sich 2004 in viele Teile der Welt. Nicht nur Wild- und Zuchtgeflügel steckte sich an, immer wieder auch Menschen. Die meisten hatten zuvor engen Kontakt mit den Tieren. Nach bisherigen Erfahrungen scheint es nur bei engem Kontakt mit erkrankten oder verendeten Vögeln sowie deren Produkten oder Ausscheidungen zur Übertragung der Viren vom Tier auf den Menschen zu kommen, schreibt das Robert Koch-Institut.

joe/AP/dpa
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