Vor der Küste Mallorcas Meeresschutzgebiet nützt der Artenvielfalt genauso wie der Wirtschaft

Eines der Lebewesen, die sich im Meeresschutzgebiet vor Mallorca vermehren, ist der Braune Zackenbarsch
Foto: Eloi_Omella / iStockphoto / Getty ImagesEs lohnt sich, in Meeresschutzgebiete zu investieren – in vielerlei Hinsicht. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Untersuchung, die die gemeinnützige Marilles-Stiftung in Auftrag gegeben und in Zusammenarbeit mit dem spanischen Unternehmen Ecoacsa, mit dem Balearischen Zentrum für Angewandte Biologie und dem britischen Beratungsunternehmen Eftec durchgeführt hat. Über die Untersuchung berichtet hatte die britische Zeitung »The Guardian« .
Demnach hat ein Meeresschutzgebiet, das vor der Küste Mallorcas eingerichtet worden ist, nicht nur einen positiven Effekt auf die Umwelt, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung der Region.
»Die Ergebnisse der Studie zeigen die zahlreichen sozialen und wirtschaftlichen Vorteile, die sich aus dem Schutz des Meeres ergeben«, sagte der Meeresbiologe Aniol Esteban. Er ist der Direktor der Stiftung. Das Schutzgebiet erstreckt sich im Llevant-Gebiet an der Ostseite der Baleareninsel über eine Fläche von 11.000 Hektar. Es besteht seit dem Jahr 2007.
Der Wert der Investitionen verzehnfacht sich
Diese Vorteile lassen sich nach Angaben der Stiftung konkret bemessen: Der Studie zufolge bringt das Schutzgebiet für jeden investierten Euro einen Nutzen in Höhe von zehn Euro.
Das sogenannte Naturkapital des Meeresschutzgebiets von Llevant trage jährlich 826.518 Euro zur lokalen Wirtschaft bei. Das entspreche 425,75 Euro pro Hektar pro Jahr. Wenn man den Wert des künftigen Nutzens über einen Zeitraum von 60 Jahren in der Gegenwart berechne, ergebe das eine Summe von 126 Millionen Euro.
Den größten Anteil an der Wertschöpfung – beinahe zwei Drittel – machten »erholungsbezogene« Dienstleistungen aus: Tauchangebote, Bootsfahrten, Touren für Touristen.
Etwa ein Sechstel des monetären Nutzens entfalle auf Leistungen des Schutzgebiets, die die Erosion der Küste verringerten.
Der Wert der Berufsfischerei sei mit einem Betrag von etwa 130.000 Euro vergleichsweise gering. Doch das Schutzgebiet trage dazu bei, dass sich eine aktive Flotte von Fischern in einem schrumpfenden Sektor halten könne.

Die Bucht von Cala Torta im Gebiet der Meeresschutzzone
Foto: Andreas Gora / imago imagesUm den natürlichen Wert des Schutzgebiets zu erhalten, müsse man jährlich rund 473.000 Euro investieren.
Die Dienstleistungen im Zusammenhang mit Freizeitaktivitäten wie machen mit 65 Prozent des Gesamtbetrags (3.141.340 Euro) den größten Teil des Nutzens aus, gefolgt von Regulierungsdienstleistungen wie dem Schutz vor Küstenerosion (772.547 Euro, 16 Prozent) und der Erhaltung der biologischen Vielfalt (447.313 Euro, neun Prozent).
Obwohl die 7,4 Tonnen Fisch, die von der Berufsfischereiflotte angelandet werden, im Vergleich zum Gesamtnutzen einen geringen wirtschaftlichen Wert haben (129.646 EUR), hat das Meeresschutzgebiet dazu beigetragen, wichtige Arbeitsplätze in einem Sektor zu erhalten, der in den letzten Jahrzehnten rückläufig war. Dieser Wert wurde in der endgültigen Schätzung nicht berücksichtigt.
Den Antrag für die Einrichtung der Schutzzone hatte die Fischervereinigung von Cala Ratjada gestellt. Und: Der Studie zufolge haben sich auch die Bedingungen für die Fischerei verbessert. Außerdem habe sich die Küstenerosion verlangsamt. Die Wasserqualität sei besser, die Artenvielfalt größer, die Gegend sei touristisch attraktiver.
Berechnungen dieser Art, bei denen der Umwelt ein eigener Wert beigemessen wird, bezeichnet man als Naturkapitalbilanzierung. Bei dieser Herangehensweise werden die Leistungen, die ein Ökosystem für die Umwelt erbringt, in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung miteinbezogen.
30 Prozent der spanischen Gewässer sollen Schutzzonen werden
Der Stiftungsdirektor Esteban rief dazu auf, Meeresschutzgebiete stärker in den Mittelpunkt der Strategie zur wirtschaftlichen Erholung der Balearen und Spaniens zu stellen. Bislang seien die Gebiete massiv unterfinanziert, sie trügen jedoch erheblich zur Wirtschaftsentwicklung bei. »Gesunde Meere und Küsten sind entscheidend für den Wohlstand eines Landes«, sagte er.
Spanien hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent seiner Gewässer als Meeresschutzgebiete auszuweisen. Auf den Balearen gibt es bereits elf Schutzgebiete im Meer. Sie fallen in den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung und wurden mit dem Hauptziel gegründet, die Fischereiressourcen wiederherzustellen.