Satellitenbild der Woche Der Dieselatem des Bárdarbunga

Spektakel in Island: Die Lavamassen des Bárdarbunga könnten mittlerweile den siebtgrößten deutschen See füllen. Sorgen bereiten aber vor allem die Abgase - sie stinken bis nach Norwegen.
Lavafeld Holuhraun am Vulkan Bárdarbunga: Gefährliche Abgase

Lavafeld Holuhraun am Vulkan Bárdarbunga: Gefährliche Abgase

Foto: NASA Earth Observatory

Hamburg - Seit dem 29. August spritzt aus einer kilometerlangen Spalte im Vulkan Bárdarbunga Lava. Jede Sekunde schießen nach Angaben des Icelandic Met Office (IMO) 150.000 Liter zähflüssiger Gesteinsbrei hervor; zungenförmig wälzt er sich nordwärts. Die Lavamassen würden mittlerweile den siebtgrößten deutschen See füllen, den Plauer See. Geoforscher sprechen von einem der bedeutendsten vulkanischen Vorfälle Islands.

Sorgen bereitet den Experten vor allem das Einsinken des Vulkangipfels. Um mehr als 20 Meter hat der Krater, die Caldera, nachgegeben. Stetig bebt die Erde. Das Absacken könne womöglich mit der nahen Spalteneruption erklärt werden, meinen die Gelehrten des IMO: Die ausgebrochene Lavamenge könnte ziemlich genau den Raum füllen, der durch das Einsinken des Vulkangipfels geschlossen wurde.

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Unruhiger Riese: Lavaspektakel am Bárdarbunga

Foto: Stefano Di Nicolo/ AP/dpa

Die Verformung des Vulkans könnte jedoch auch die Folge nachdrängenden Magmas sein. Erdbebendaten zeigen einen 40 Kilometer langen Magmastrom unter dem Bárdarbunga. Ob größere Teile der Menge explodieren würden, der Ausbruch also erheblich stärker werde, sei nicht vorherzusagen, teilt das IMO mit.

Sollte der Vulkan tatsächlich mit größerem Schub in der Caldera ausbrechen, würde der gut 800 Meter dicke Gletscher auf dem Berg die Lava zunächst blockieren. Durchdringt Lava dann aber den Gletscher, zerfetzt sie zu mächtigen dunklen Wolken, die den Flugverkehr behindern könnten.

Derzeit bereitet den Isländern aber vor allem die Gaswolke Sorgen, die aus dem Lavaschlund steigt. Noch nie seit Beginn der Messungen Anfang der Siebzigerjahre wehten derart dichte Schwaden von Schwefeldioxid über die Insel. In solch großen Mengen schädigt das Gas die Gesundheit. Menschen, die in Windrichtung wohnen, sollen Fenster und Türen schließen.

Wie Dieselabgase rieche der Vulkanatem, berichten Einheimische. Längst schwebt die Wolke über Nordeuropa. Norweger berichten von einem unangenehmen Gestank. Satellitenbilder beweisen: Die Schwefelwolke des Bárdarbunga hat Norwegen erreicht.

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boj
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