
Grímsvötn-Eruption: Neues Antlitz des Island-Vulkans
Vulkan Grímsvötn Grüner See heilt Explosionswunde
19 Kilometer hoch schoss die Aschesäule, als der isländische Vulkan Grímsvötn am 21. Mai ausbrach. Es war eine der mächtigsten Eruptionen der vergangenen Jahrzehnte. Die Partikelwolke trieb nach Europa, sie sorgte auch in Deutschland für Flugverbote. Jetzt bietet der Vulkan ein spektakuläres, aber friedliches Panorama: Ein See hat sich im erloschenen Krater gebildet.
So energisch der Ausbruch war, so schnell ging er vorbei: Bereits nach sechs Tagen hatte der Grímsvötn sein Pulver verschossen - es bestand überwiegend aus Wasserdampf. Gletscher waren in Kontakt mit Magma geschmolzen, ihr Dampf hatte den Ausbruch verstärkt: Beim Kontakt von Magma und Eis verdampft schlagartig Wasser, der Dampf reißt Aschepartikel mit in die Höhe.
Eine 200 Meter dicke Eiskappe bedeckt den Grímsvötn. Der Ausbruch im Mai hat ein Loch in den Vatnajökull-Gletscher geschossen. Nachdem das Eis über dem Eruptionsgebiet getaut war, verlor der Ausbruch seinen Treibstoff und erlahmte. Er hinterließ ein breites Gebiet aus nacktem Fels im Eis.
Spuren der Eruption
Der Krater des Vulkans - er klafft dort schon vor dem Ausbruch - hat sich mit Wasser gefüllt, wie ein Foto des Nasa-Satelliten "Earth Observing-1" zeigt. Wo sich vor einem Monat die riesige Aschesäule aus dem Krater erhob, schimmert nun ein grünlich schimmernder See. Er ist der Überrest des Gletschereises, das vor dem Ausbruch bis an Krater reichte. Auch im Umkreis zeigen sich Spuren der Explosionen von Ende Mai: Ein grauer Ascheschleier bedeckt vielerorts den Gletscher.
Seit dem Ende des Grímsvötn-Ausbruchs herrscht Ruhe auf Island. Doch jederzeit könnte einer der mehr als 30 aktiven Feuerberge auf der Nordatlantikinsel erwachen. Als heißester Kandidat gilt der Hekla: Auf dem Vulkan haben Wissenschaftler eine 20 Kilometer breite Beule entdeckt. Magma sei unterirdisch aufgestiegen und drücke den Boden nach oben, meinen die Forscher. Ein baldiger Ausbruch sei "sehr wahrscheinlich", bestätigt der Vulkanologe Birger-Gottfried Lühr vom Geoforschungszentrum Potsdam.