

Bis heute haben sich weltweit mehr als 1,2 Millionen Menschen mit einer Onlinepetition für die Befreiung von rund 100 Walen ausgesprochen, die seit Monaten in Käfigen im Osten Russlands gehalten werden. Entscheidend zur großen Aufmerksamkeit beigetragen haben dürfte die Unterstützung von Prominenten wie Leonardo DiCaprio und Pamela Anderson.
"Wal-Gefängnis" nennen Tierschützer die Anlage nahe Wladiwostok, in der die Tiere seit Herbst eingesperrt sind. Platz zum Schwimmen haben sie darin kaum, ihre Becken sind viel zu klein. Deshalb fordern Tierschützer seit Monaten unentwegt, dass die Wale freigelassen werden. Sie befürchten, dass sie an chinesische Aquarien verkauft werden sollen und deshalb weiterhin festgehalten werden.
Der Gesundheitszustand der Tiere hat sich bereits verschlechtert
"Es sind bereits mindestens drei Belugas und ein Orca wegen der schlechten Bedingungen gestorben", sagt Delfinarienexperte David Pfender von der Wal- und Delfinschutzorganisation WDC der Deutschen Presse-Agentur. Auch das Eis im Winter habe ihnen zu schaffen gemacht. Das Institut für Ozeanologie in Moskau kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass sich der Gesundheitszustand der Wale im Januar und Februar verschlechtert hat.
Inzwischen sind die Tiere in Russland zu einem Politikum geworden. Präsident Wladimir Putin hat sich eingeschaltet und bereits Ende Februar gefordert, den Fall der umstrittenen Käfige zu untersuchen und die Wale freizulassen.
Eine rasche Lösung deutet sich aber nicht an. Davon gehen mittlerweile auch die Gegner der Anlage aus. Wie es weitergeht im Wal-Drama, darüber beraten derzeit Experten. Der Direktor des russischen Forschungsinstituts für Fischerei und Meereskunde, Kirill Kolontschin, sagte am Dienstag der Agentur Ria Nowosti zufolge, die Wale sollten noch drei bis vier Monate in der Anlage bleiben. Erst dann sei ein Transport möglich.
In langer Gefangenschaft verlernen die Tiere, selbstständig zu jagen
Tierschützer hatten auf eine baldige Schließung gehofft. Doch Umweltminister Dmitrij Kobylkin dämpfte die Erwartungen: Die Tiere in der kalten Jahreszeit freizulassen, sei ein Risiko. "Es ist wichtig, dass die Tiere nicht leiden oder sterben." Nun werde ein detaillierter Plan ausgearbeitet.
Die Wale müssten so schnell wie möglich freikommen, fordert Thomas Henningsen von der Umweltorganisation Greenpeace. "Sie werden immer länger von ihren ursprünglichen Familien und Gruppen sozial isoliert und verlernen noch dazu, selbstständig Nahrung zu suchen und zu jagen." Unter ihnen seien auch junge Tiere, die dies wohl noch gar nicht richtig hätten lernen können.
Schwache und kranke Tiere sollten vorübergehend in eine Art Rehabilitationszentrum gebracht werden, schlägt er vor. Das seien abgeschlossene Buchten, in denen die Tiere viel Platz zum Schwimmen hätten und lernen könnten, sich wieder selbst um Futter zu kümmern.
Gesellschaftliche Diskussion um den Sinn von Delfinarien
Ein Gesetz, das das Fangen von Walen für Delfinarien verbietet, gibt es in Russland nicht. Die Anlage in Moskau wirbt auf ihrer Internetseite sogar mit "ihren maritimen Künstlern": schnurrenden Seelöwen und tanzenden Walen. Reiseführer werben mit dem Slogan: "Ein echter Zirkus auf dem Wasser".
Institutsdirektor Kolontschin regt eine gesellschaftliche Diskussion darüber an, ob Delfinarien notwendig sind - etwa für Bildungszwecke. "Wenn die Gesellschaft entscheidet, dass dies niemand braucht und es reicht, die Tiere nur im Fernsehen anzuschauen, ohne mit ihnen direkt zu kommunizieren, dann wird es einen entsprechenden Beschluss geben."
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Rund 100 Wale werden seit Monaten in einer Anlage im Osten Russlands festgehalten. Tierschützer nennen das Areal "Wal-Gefängnis."
Prominente wie Leonardo DiCaprio und Pamela Anderson haben öffentlich bereits die Freilassung der Tiere gefordert. Inzwischen hat sich auch Präsident Wladimir Putin eingeschaltet und eine Untersuchung angeordnet.
Die Becken sind so klein, dass die Tiere kaum Platz zum Schwimmen haben, kritisieren Tierschützer.
Drei Tiere sollen verstorben sein, heißt es von der Wal- und Delfinschutzorganisation WDC.
Orcas auf Heringsjagd: Die Schwertwal-Population vor Norwegen ist dafür bekannt, dass sie den Wanderbewegungen von Heringen folgt.
Der Reisafjord liegt ein ganzes Stück nördlich von Tromso und mündet ins Europäische Nordmeer. Er wurde in den vergangenen Jahren zum Winterquartier der norwegischen Orca-Population.
Unter Wasser: Auf der Jagd kreisen Orcas einen Hering-Schwarm mitunter ein und zwingen die Fische, Richtung Oberfläche zu schwimmen. Mit ihrer Schwanzflosse schlagen die Meeressäuger dann kraftvoll ins Wasser, um ihre Beute zu erschlagen. Anschließend werden die Fische unter den Orcas geteilt.
Hier jagen männliche Orcas im Fjord den Heringen hinterher. Die Bullen werden bis zu 9,8 Meter lang.
Orcas wurden durch die "Free Willy"-Filme einem breiten Publikum bekannt. Sie sind weltweit verbreitet, kommen aber besonders häufig in nördlichen Breiten vor.
Ein Orca-Weibchen bei der Jagd. Die Kühe werden bis zu 8,5 Meter lang.
Experten halten Ausschau nach Orcas. Die Temperatur im Fjord liegt gerade mal bei drei Grad Celsius.
Ein Taucher beobachtet einen Orca im Fjord.
Orca-Forscher Robert de Latour schätzt die Zahl der Meerestiere vor Norwegens Küsten auf 1500. Vor zwei Jahrzehnten waren es noch halb so viele.
Orcas haben keine natürlichen Feinde. Überstehen sie die ersten sechs Lebensmonate, werden Weibchen im Schnitt 50 Jahre alt, Männchen 30.