Wald nach Maß Gentechniker züchten Bonsai-Pappeln
Reis und Mais waren gestern, jetzt wird der Baum zum Versuchsobjekt für Genforscher. Und die neuesten Ergebnisse aus deren Labors könnten die Phantasie von Gärtnern ankurbeln. Wie Forscher der Oregon State University berichten, ist es ihnen gelungen das Wachstum von Pappeln genetisch so zu manipulieren, dass diese immer eine ganz bestimmte Höhe erreichen.
In einem Aufsatz für die Fachzeitschrift "Landscape Plant News"berichten sie, dass durch den gezielten Austausch von Genen ganz unterschiedliche Baumgrößen erzeugt werden konnten. Bei der neu kreierten genetischen Produktpalette waren Exemplare mit einer Größe von wenigen Zentimetern bis hin zu 15 Metern möglich. Theoretisch sei durch dieses Experiment erwiesen, dass jegliche Baumhöhen denkbar wären.
"Aus der Foscherperspektive ist das eine ganz interessante Leistung, und es gibt keinen Zweifel daran, dass man das auch weiter verwenden könnte", sagte Wissenschaftler Steven Strauss. Ähnliche Versuche habe es bereits mit Amberbäumen (Liquidambar styraciflua), mit Ulmen und mit Kiefern gegeben. Der nun geglückte Versuch sei "die Spitze des Eisberges" eines breiteren Trends in der Forschung, heißt es in der Studie.
Ran an die Wachstumshormone
Für ihre Experiment hatten die Forscher einige Gene der Pflanze Arabidopsis thaliana extrahiert und der Pappel eingefügt. Die extrahierten Gene sind für die Bildung eines bestimmten Pflanzen-Hormons - Forscher nennen es Gibberellin A3 - zuständig. Dieses Hormon reguliert die Wachstumsteuerung bei Pflanzen. Das Resultat der Verpflanzung war vielversprechend, das Hormon konnte sich bei Pappeln auf das Wachstum auswirken. Der neue künstliche Baum sei kleiner und "ein Bisschen struppiger" gewesen, sagte Strauss. Die Retorten-Exemplare erwiesen sich als besonders farbintensiv in der Baumkrone und als besonders fest im Wurzelwerk. Für solche widerstandsfähigen Bäumchen gäbe es sicherlich, so die Forscher, weitere Verwendung.
Die Bonsai-Pappel könnte sich zum Beispiel als schmückendes Beiwerk im Garten gut machen. Nach Auffassung der Wissenschaftler seien solche genetisch veränderten Pflanzen unbedenklich für die Natur. Die kleinen Heimgewächse selbst könnten sich nicht unkontrolliert ausbreiten, weil sie im Kampf um das Sonnenlicht bei ihrer Mini-Größe keine Chance gegen ihre Artgenossen hätten.
Skeptiker finden die Manipulation von Pflanzen - vor allem die von Nutzpflanzen wie Mais und Reis - gefährlich für den Menschen. Diese Sichtweise wird gestärkt durch Experimente wie jenes des australischen Forschers Thomas Higgins. Im Februar 2006 berichtete er von einem Tierversuch mit genetisch veränderten Bohnen: In seinem Labor hatten Feldmäuse beim Kontakt mit transgenen Erbsen Allergien ausgebildet.
atr