Waldbrände Satelliten nehmen Feuerwalzen ins Visier

Jahr für Jahr suchen schwere Waldbrände Südeuropa heim - wie derzeit in Frankreich, Spanien und Portugal. Die Esa setzt jetzt ihre Satelliten auf die Feuersbrünste an. Detaillierte Bilder aus dem All sollen künftig helfen, Waldbrände erst gar nicht entstehen zu lassen.

Steht ein staubtrockenes Gehölz erst einmal in Flammen, setzt das Feuer gewaltige Vernichtungskräfte frei. In ihrem Innern erreicht die Gluthölle Temperaturen von 800 Grad und wälzt sich mit bis zu 100 Metern pro Minute voran. Die Feuerwehren können oft nur hilflos zusehen, wie Tausende Hektar Wald und ganze Siedlungen den Flammen zum Opfer fallen. Die Europäische Raumfahrtagentur (Esa) will den Waldbränden jetzt mit Hightech zu Leibe rücken. Satelliten sollen eine Analyse der Zerstörung und damit eine genaue Vorhersage künftiger Feuersbrünste ermöglichen.

Die Schneisen, die ein Waldbrand in die Landschaft schlägt, sind aus dem All leicht erkennbar: Sie verraten sich durch ihre rötlich-braune Signatur im infraroten und sichtbaren Bereich des Lichtspektrums. Ein neues Esa-Projekt namens "Risk-EOS" soll mit Bildern der "Landsat"- und "Spot"-Satelliten automatisch alle Brandschneisen dieses Sommers in gefährdeten Gebieten Südfrankreichs, Spaniens und Italiens entdecken. Alle Feuer von mindestens einem Hektar Größe sollen mit einer Standard-Auflösung von 30 Metern pro Bildpunkt abgelichtet werden. Der "Spot 5"-Satellit ermöglicht detaillierte Schadensanalysen mit einer Auflösung von bis zu zweieinhalb Metern.

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Waldbrände: Satelliten sehen das Feuer

Foto: Risk-EOS

Das Zauberwort für die Brandbekämpfer heißt "Risiko-Kartographie" ("Risk-Mapping"): Aus Satellitenbildern, bereits bestehenden Waldbrand-Datenbanken und verschiedenen Risikofaktoren soll eine Landkarte der Feuergefahr hervorgehen. Da die meisten Waldbrände von Menschen verursacht werden, gelten etwa Gehölze in der Nähe von Straßen, Feldwegen und Siedlungen als besonders gefährdet. Zusätzlich erlauben Informationen über die Beschaffenheit des Waldes eine Vorhersage darüber, wo ein Feuer am heftigsten wüten würde.

Neben diesen statischen existieren dynamische Faktoren, wie etwa Temperatur, Niederschlag und die Feuchtigkeit der Vegetation. Zieht man auch sie in Betracht, könnte nach Angaben der Esa "zuverlässig berechnet" werden, wann und wo mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Feuer ausbricht. Bis 2007 will die Raumfahrtagentur in der Lage sein, ihren Partnern tagesaktuelle Risiko-Karten zur Verfügung zu stellen. Ein weiterer geplanter Service ist die schnelle Identifizierung so genannter "Hot Spots", den Stellen, an denen ein Feuer am heißesten brennt.

"Die Kartierung von Waldbränden und Hot Spots nahezu in Echtzeit wäre extrem nützlich", sagt Nicolas Raffalli vom Versuchs- und Forschungszentrum Ceren in Südfrankreich. "Man könnte die Kräfte am Boden und in der Luft mit maximaler Effizienz einsetzen."

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