Waldsterben Mehr als zwei Drittel aller Bäume sind krank
Noch vor einem Jahr ging es den Wäldern deutlich besser, 35 Prozent der Bäume waren gesund. Nun ist mit 31 Prozent der Negativrekord von 1992 fast wieder erreicht und die Erholung der neunziger Jahren wieder zunichte gemacht, wie es im heute vorgestellten Waldzustandsbericht der Bundesregierung heißt. "Das sind sehr schlechte Nachrichten", sagte Agrar-Staatssekretär Matthias Berninger (Grüne). Umweltschützer forderten eine "ökologische Wende" in der Verkehrs- und Agrarpolitik.
23 Prozent aller Bäume zeigen dem Bericht zufolge deutliche Schäden, zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Massive Beeinträchtigungen gibt es vor allem bei Eichen und anderen Laubbäumen. "Die Schädigung des Waldes hat enorm zugenommen", sagte Berninger. Dafür verantwortlich sei neben dem extrem trockenen Sommer vor allem die Belastung durch Stickoxide, Ammoniak und Ozon.
Aus finanziellen Gründen hätten private wie öffentliche Waldbesitzer das Kalken des Waldbodens stark reduziert. Dadurch habe die Übersäuerung weiter zugenommen. Neben der Landwirtschaft seien vor allem Schadstoffe des Verkehrs für den negativen Trend verantwortlich.
Die Folgen der Trockenheit in diesem Sommer haben nach Angaben des Ministeriums ihren Höhepunkt noch nicht einmal erreicht, sie werden sich erst im nächsten Jahr voll auswirken. Es müsse dann mit einer weiteren Verschlechterung gerechnet werden. Vor allem eine massive Ausbreitung des Borkenkäfers sei zu befürchten. Bund und Länder müssten schnell handeln, auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse "unideologisch" gehandhabt werden, sagte Berninger.
Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) wies auf den Zusammenhang zwischen Waldschäden und Klimawandel hin. Der extrem trockene Sommer habe die Situation verschlechtert. Der Verband der Waldbesitzer forderte die Bundesregierung auf, die privaten Eigner stärker beim Schutz von Wald und Trinkwasser zu unterstützen. Der Naturschutz-Verband BUND forderte: "Der Waldschadensbericht darf nicht zu einem jährlichen Ritual ohne Folgen verkommen." Vor allem in der Verkehrspolitik müsse gegengesteuert werden.