Affen auf Patrouille Warum Schimpansen für andere ihr Leben riskieren

Schimpansen ziehen gemeinsam los, um Artgenossen anderer Gruppen zu töten - und riskieren dabei ihr Leben. Die Tiere versprechen sich langfristig Vorteile.
Schimpanse im Kibale National Park in Uganda

Schimpanse im Kibale National Park in Uganda

Foto: Kevin Langergraber/ DPA

Schimpansen handeln für das Wohl anderer, auch wenn sie selbst nicht sofort davon profitieren. Sie setzten ihr Leben aufs Spiel, um das Revier ihrer Gruppe zu vergrößern, berichten Forscher. Auf lange Sicht erhöhten die Tiere damit vermutlich ihre Chancen auf Paarung.

Das Team um Kevin Langergraber von der Arizona State University in Tempe hatte 20 Jahre zurückreichende Daten der Ngogo-Schimpansen im Kibale National Park von Uganda ausgewertet. Die Ngogo-Gruppe ist außergewöhnlich groß, zur Untersuchungszeit schwankte ihre Zahl zwischen 140 und 206 Tieren.

Regelmäßig brechen einige der männlichen Angehörigen zu gemeinsamen Patrouillen-Gängen auf. Sie ziehen entlang ihrer Reviergrenzen und dringen teils tief in benachbarte Territorien ein.

Das ist alles andere als ein Spaziergang: Die Tiere erscheinen außerordentlich wachsam und machen den Eindruck, gezielt nach Schimpansen anderer Gruppen zu suchen. Finden sie welche, versuchen sie diese zu töten.

Sie töten Nachbarn

"Die Ngogo-Schimpansen patrouillieren und töten Nachbarn häufiger als andere Schimpansengruppen", sagt Studienleiter John Mitani von der University of Michigan. Indem sie 13 Tiere einer benachbarten Gruppe töteten, vergrößerten sie demnach ihr Revier bis zum Jahr 2009 um 22 Prozent im Vergleich zur vorherigen Dekade.

Von einem ausgedehnteren Territorium und einem damit verbundenen größeren Nahrungsangebot profitiert die gesamte Gruppe. Aber die Patrouillen sind gefährlich und kräftezehrend. Und so stellt sich die Frage, warum sich angesichts dieser Nachteile einzelne Tiere nicht davor drücken. Strafe oder Verbannung müssten sie nicht fürchten.

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Um dies zu klären, untersuchten die Forscher genau, welche Tiere mitmachen und in welchen Familienverhältnissen und welchem Rang sie standen. Sie fanden zum einen, dass vor allem hochrangige Tiere sich an den Patrouillengängen beteiligen.

Chancen auf Sex

Es sei anzunehmen, dass diese in besonders guter körperlicher Verfassung sind. Außerdem beteiligten sich häufig Männchen, die mehr Nachwuchs hatten. Sie würden von einer Revier-Ausdehnung besonders profitieren.

Diese Vorteile erklärten aber nicht bei allen Patrouillengängern die Teilnahme. Andere nahmen vermutlich teil, um die Gruppe insgesamt zu vergrößern - und so ihre Aussichten auf Sex zu erhöhen. In einer großen Gruppe mit vielen Weibchen kommen nämlich nicht nur die dominanten Männchen zum Zug.

Diese Tatsache sollte ein Anreiz für alle Männchen sein, hart daran zu arbeiten, dass die Gruppengröße zunimmt, schreiben  die Forscher im Wissenschaftsmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" ("PNAS").

Die meisten Studien hätten sich bisher auf kurzfristige Vorteile von Kooperation konzentriert, erklärt Langergraber. "Aber unsere Studie zeigt den Vorteil von langfristiger Datensammlung - und auch, dass wir noch viel von diesen Schimpansen lernen können."

Anja Garms, dpa/boj

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