Weitreichende Folgen Vulkan in Island ließ Nil austrocknen
Rund zwölf Kubikkilometer Lava warf der Vulkan Laki zwischen 1783 und 1784 aus; rund 100 Millionen Tonnen Gase, darunter Schwefeldioxid, wurden in die Atmosphäre gepulvert - mit weit reichenden Folgen. Die Eruptionen in Island wirkten sich noch Tausende Kilometer weiter südlich aus: Der Pegel des Nils in Ägypten sank so tief wie bis dahin noch nie. Das löste in der folgenden Trockenzeit eine Hungersnot aus, bei der 17 Prozent der Bevölkerung im Einzugsbereich des Flusses starben.
Dass die Folgen des Laki-Ausbruchs bis nach Ägypten reichten, ist nun offensichtlich erstmals belegt - mit komplexen Computersimulationen eines Forscherteams um Luke Oman von der Rutgers State University of New Jersey, deren Ergebnis im Fachmagazin "Geophysical Research Letters" veröffentlicht wurde.
Das Schwefeldioxid und die anderen ausgetretenen Gase hätten sich in der Atmosphäre mit Wasserdampf zu sogenannten Aerosolen vermischt. Diese reflektieren das Sonnenlicht ins All. Die Wissenschaftler simulierten diesen Prozess mit ihrem Klimamodell, das sie am Goddard Institute for Space Studies der US-Raumfahrtbehörde Nasa entwickelt haben. Dabei errechneten sie, dass sich nach den Vulkaneruptionen die Nordhalbkugel um ein bis zwei Grad Celsius abgekühlt hat. Nach eigenen Angaben hätten sie dieses Ergebnis an Jahresringen von Bäumen aus jener Zeit auch belegen können: Sie wiesen den Wissenschaftlern zufolge ein deutlich geringeres Wachstum auf.
Die Monsunwinde, die normalerweise Regen in das afrikanische Nil-Gebiet bringen, wurden laut den Forschern durch die verringerte Temperaturdifferenz zwischen Land und Wasser abgeschwächt. Dass dem Niedrigstand eine natürliche Klimaschwankung vorausgegangen ist, hält Oman für unwahrscheinlich. Dafür gebe es "eine weniger als dreiprozentige Chance".
Die Wissenschaftler wollen jetzt die eigenen sowie Messwerte aus anderen Studien nutzen, um mit Hilfe ihres Modells klimatische Folgen von Naturereignissen auf vom betroffenen Gebiet entfernte Regionen vorherzusagen. Wenn es ihnen gelänge, das Modell auch auf Vulkanausbrüche an anderen Orten anzuwenden, könnten Regierungen rechtzeitig Schutzmaßnahmen ergreifen, schreiben die Forscher. Bisher dauere die Berechnung einer Vorhersage noch mehrere Wochen.
tos/ddp