Winterspeck Warum Vögel auf frühe Mahlzeiten verzichten

Im Winter haben Vögel ein Problem: Um nicht zu viel Gewicht zu verlieren, müssen sie Fettpolster anlegen. Damit sie sich dabei nicht überfressen oder leichte Beute werden, haben die Tiere eine raffinierte Strategie entwickelt.
Kohlmeise (Parus major): Körperfett schützt zwar vor dem Verhungern, macht aber auch träge und langsam

Kohlmeise (Parus major): Körperfett schützt zwar vor dem Verhungern, macht aber auch träge und langsam

Foto: Jens Kalaene/ picture-alliance/ dpa

Der frühe Vogel findet den Wurm, frisst ihn aber erst gegen Abend. So lässt sich - in Abwandlung einer Redensart - das Resultat einer britischen Studie zusammenfassen. Demnach halten Gartenvögel im Winter zwar zeitig Ausschau nach Futter, sammeln die Funde aber oft erst am späten Nachmittag ein. Vermutlicher Grund: Ein voller Bauch würde sie träge und zur leichten Beute für Räuber machen, schreiben die Forscher der Universität Oxford in den "Biology Letters"  der britischen Royal Society.

Im Winter haben kleine Vögel ein großes Problem. In einer einzigen langen und kalten Nacht können sie zehn Prozent ihres Körpergewichts verlieren. Daher müssen sie sich Polster anfressen, gleichzeitig aber auf der Hut sein vor Fressfeinden wie etwa Sperbern. "Vögel müssen Körperfett einlagern, um in den kalten Winternächten nicht zu verhungern, aber das kann sie langsamer und unbeweglicher machen, so dass sie eher Räubern zum Opfer fallen", sagt Studienleiter Damien Farine.

Muster der Futtersuche

Studien hatten schon gezeigt, dass Vögel bei Gefahr ihr Mahl auf den späten Tag verschieben. Nun beobachteten die Zoologen in einem Waldgebiet bei Oxford mehr als 2000 Vögel, die Funktransponder trugen: Kohl-, Blau-, Sumpf- und Tannenmeisen sowie Kleiber. An mehreren Orten legten die Forscher morgens oder nachmittags Futter aus und prüften genau, wann einer der Vögel es entdeckte und was dann geschah.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Vögel morgens und nachmittags sehr unterschiedliche Muster der Futtersuche haben", sagt Farine laut einer Mitteilung seines Instituts. "Nachmittags wurden nur sehr wenige Futterquellen gefunden. Dagegen wurde jede Futterquelle, die wir am Morgen auslegten, schnell entdeckt." Das stütze die Idee des "frühen Vogels", der am frühen Morgen zwar nach Futter fahnde, aber erst später schlemme - meist etwa zwei Stunden vor der Dämmerung. Diese Strategie maximiere die Chance, Räubern zu entgehen und dennoch nicht zu verhungern.

nik/dpa
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