
Wirbelstürme in den USA: Klimawandel lässt Tornados früher wehen
Wirbelstürme Tornado-Saison beginnt immer früher
Sie werden ehrfürchtig "Finger Gottes" genannt: Tornados verwüsten in den USA regelmäßig ganze Kleinstädte. Die Luftwirbel kündigen sich bereits von weitem an: Zeugen erzählen von tiefem Brausen wie bei Wasserfällen, das stetig lauter wird und schließlich donnernd faucht. Zahlreiche Tornados ziehen jedes Jahr über Amerika hinweg. In der vergangenen Woche verursachten die Stürme im Mittleren Westen der USA schwere Zerstörungen. Starke Winde mit Hagelschauern zogen über mehrere Bundesstaaten, bevor sie Richtung Osten abdrehten.
Überraschend war vor allem der Zeitpunkt: Normalerweise beginnt die Tornado-Saison in den USA erst im April. Mehrere Klimaforscher warnen nun, dass die Wirbelsturmserie in Zukunft immer früher einsetzen könnte.
"Der Frühling beginnt mittlerweile ein oder auch zwei Wochen früher, und die Wirbelsturm-Saison eher im Februar als im April", sagt Kevin Trenberth vom National Center for Atmospheric Research in Boulder (US-Bundesstaat Colorado). Ob der frühere Beginn und auch die Schwere der Tornados durch den Klimawandel beeinflusst werden, sei allerdings kaum untersucht. Das müsse dringend nachgeholt werden.
Künftige Stürme werden schlagkräftiger
Der Klimawandel könnte die beiden Bedingungen, die zur Entstehung eines Tornados notwendig sind, gegensätzlich beeinflussen: Das wärmere Klima könnte die Intensität der Stürme verstärken, gleichzeitig aber Scherwinde mindern - starke Winde, die vor allem in den höheren Luftschichten entstehen. "Zukünftige Tornados werden noch schlagkräftiger sein, sie können gleichzeitig aber weniger regelmäßig auftreten als bisher", sagt Anthony Del Genio vom Goddard Institute for Space Studies der US-Weltraumbehörde Nasa.
Untersuchungen hätten gezeigt, dass Wirbelstürme, die jeweils Energie von einer Region in eine andere transferieren, dies immer effektiver tun. Dadurch könnte es ein paar weniger Tornados geben, sagt Del Genio. Allerdings, das zeige eine seiner Studien von 2011, werde es in der Mitte und im Osten der USA mehr Tage geben, die die Entstehung schwerer Tornados begünstigen - besonders wenn die Erderwärmung weiter fortschreitet. Tatsächlich wurde seit 1970 ein Anstieg der schweren Stürme gemessen, berichtet der Uno-Klimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).
Auch Untersuchungen des Klimaforschers Robert Trapp von der Purdue University (West Lafayette) bestätigen die neuen Schätzungen. So könnten auch am Golf von Mexiko und an der Atlanikküste Wirbelstürme entstehen, in Regionen, die bislang nicht dafür bekannt sind. In den USA würde sich die Zahl der Tornado-günstigen Tage verdoppeln, sagt Trapp.
Bisher war der April der beste Monat für die Tornado-Saison: Vom Golf von Mexiko strömt tropisch warme Luft heran, sie ist die perfekte Zutat für die Tornado-Entstehung: Prallt die Meeresluft über den USA auf kühlen Westwind, dann steht das Rezept für schwere Unwetter bereit. Die warme Luft steigt auf, kondensiert in kühler Höhe zu Regentropfen und bildet riesige Gewitterwolken. Große Mengen Wasserdampf steigen aufgrund ihrer Wärme in die Höhe. Die Wolkenbildung setzt zusätzlich Energie frei, die den Luftaufstieg weiter antreibt. Die Gewitter entwickeln eine Eigendynamik und beginnen, sich um ihre Achse zu drehen.
Ob die Klimaerwärmung die Wirbelstürme anfacht, sei bislang unklar, hieß es im letzten Sachstandsbericht des Uno-Klimarats IPCC von 2007. Allerdings hielten es Forscher schon damals für wahrscheinlich, dass im Gefolge der Klimaerwärmung vermehrt feuchtwarme Luft aufsteigt, denn warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen. Die wichtigste Zutat für Tornados würde also in größerem Maße zur Verfügung stehen.
Auch in Deutschland muss mit etwa zehn Tornados pro Jahr gerechnet werden, meistens im Hochsommer. Hierzulande werden sie verharmlosend Windhosen genannt, dabei sind sie nicht unbedingt schwächer als normalerweise in den USA.