Uno-Bericht Treibhausgas-Konzentration steigt immer schneller

Fabrik-Abgase (in Melbourne): CO2-Emissionen steigen ungebremst
Foto: MICK TSIKAS/ REUTERSErst vor wenigen Tagen gab es so etwas wie einen kleinen Hoffnungsschimmer: Neue Statistiken schienen zu zeigen, dass die Treibhausgas-Emissionen der Menschheit zwar auch 2012 gewachsen sind - allerdings langsamer als die Weltwirtschaft. Könnte das ein erstes Zeichen dafür sein, dass Wirtschaftswachstum und Klimaschutz sich am Ende doch nicht gegenseitig ausschließen?
Doch neue Zahlen der Uno-Wetterbehörde WMO dämpfen diese Hoffnung deutlich. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist demnach von 2011 bis 2012 um 2,2 Teile pro Million (parts per million, ppm) gestiegen, wie die Behörde am Mittwoch in Genf mitteilte. Das liege über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, der bei einem Jahresplus von 2,02 ppm gelegen habe. 2012 sei der Kohlendioxidgehalt bei insgesamt 393 ppm angelangt. Das entspreche einem Anstieg von 41 Prozent gegenüber vorindustriellen Zeiten.
Sollte sich dieser Trend ungebrochen fortsetzen, werde schon 2016 die Schwelle von 400 ppm überschritten. Stellenweise war das schon in der Vergangenheit der Fall: Im vergangenen Jahr wurden beispielsweise an einzelnen Messstationen in der Arktis mehr als 400 ppm registriert. Auch die Werte für andere wichtige Treibhausgase wie Methan und Lachgas steigen nach Angaben der WMO weiter steil an. Die Methan-Konzentration sei um 160 Prozent gegenüber vorindustriellen Zeiten gestiegen, die von Lachgas um 20 Prozent.
Keine Anzeichen für Erfolg des Klimaschutzes
"Mit jedem Jahr wird die Situation weniger kontrollierbar", sagte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud. Es werde immer schwieriger, die Erwärmung der Atmosphäre auf zwei Grad im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten zu begrenzen. Jenseits dieser Schwelle befürchten Wissenschaftler verheerende Umweltkatastrophen und enorme wirtschaftliche Schäden in vielen Ländern der Welt.
Sollten die Treibhausgas-Emissionen weiter ansteigen wie bisher, werde man die Zwei-Grad-Grenze schon um das Jahr 2050 erreichen. Derzeit aber deutet nichts darauf hin, dass die Staatengemeinschaft den CO2-Ausstoß in absehbarer Zeit in den Griff bekommen wird. Laut einem Bericht des Uno-Umweltprogramms Unep, der am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde, wird die Menschheit bis zum Jahr 2020 rund 59 Gigatonnen CO2 pro Jahr ausstoßen. Selbst wenn sich alle Staaten an ihre bisherigen Klimaschutz-Zusagen hielten, werde man bei 52 Gigatonnen landen.
Um aber das Zwei-Grad-Ziel zu halten, dürften es nur 44 Gigatonnen sein. Bis 2050 müsste sich der Ausstoß stufenweise sogar auf 22 Milliarden Tonnen, also 22 Gigatonnen, verringern. Sollte die aktuelle Lücke von acht Gigatonnen bis 2020 nicht geschlossen oder verkleinert werden, werde man die Chance verpassen, den Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen, heißt es im "Emissions Gap Report 2013", dem Unep-Bericht.
Für den nächsten Uno-Klimagipfel, der in der zweiten Novemberhälfte in Warschau stattfindet, sind das keine guten Aussichten. "Je länger wir unser Handeln hinauszögern", sagte WMO-Chef Jarraud, "desto schwieriger wird es sein, unter dem Zwei-Grad-Ziel zu bleiben, und desto größer werden die Folgen für viele Länder sein."