Wachsende Population So breiten sich Wölfe in Deutschland aus

Die Zahl der Wölfe nimmt zu, in sieben Bundesländern sind die Wildtiere heimisch. Doch mit ihrer Ausbreitung wachsen Sorgen und Probleme - mindestens fünf Tiere wurden zuletzt illegal getötet.
Wolf im Nationalpark Bayerischer Wald (Archiv)

Wolf im Nationalpark Bayerischer Wald (Archiv)

Foto: Patrick Pleul/ dpa

Die Wölfe in Deutschland haben sich weiter vermehrt. 60 Rudel sind wissenschaftlich nachgewiesen, 13 mehr als vor einem Jahr. Das geht aus Daten des Bundesamts für Naturschutz (BfN) und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) hervor, die in Berlin vorgestellt wurden.

Insgesamt gehe man von 150 bis 160 erwachsenen Wölfen aus, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel. Durchziehende Tiere zählen die Experten nicht mit.

Den Angaben zufolge stieg zwar die Zahl der Rudel deutlich. Allerdings verringerte sich gleichzeitig die Menge der Wolfspaare von 21 auf 13. Auch die Zahl der sesshaften Einzelwölfe sank von vier auf drei. Aus diesem Grund wuchs die Zahl der erwachsenen Wölfe trotz des deutlichen Anstiegs der Rudel vergleichsweise wenig um etwa zehn bis 20 Tiere.

Illegale Tötungen und Straßenverkehr gefährden den Bestand

Die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel, nannte die Zahlen insgesamt für den Naturschutz zwar erfreulich, "jedoch weist die Art noch immer eine insgesamt ungünstige Erhaltungssituation auf". Vor allem der Straßenverkehr gefährde den Wolfsbestand. Seit der Rückkehr des Wolfs im Jahr 2000 kamen 140 Tiere durch Verkehrsunfälle ums Leben. Aber auch illegale Abschüsse bedeuteten ein "erhebliches Problem". Seit 2000 wurden 26 Wölfe getötet, allein im jetzigen Berichtszeitraum fünf. Im Bericht davor gab es nur zwei illegale Tötungen.

Wolfsvorkommen in sieben Bundesländern

Land Rudel Paare territoriale Einzeltiere Status der Tiere unklar
Bayern 2
Brandenburg 22 3 3
Mecklenburg-Vorpommern 3
Niedersachsen 10 4 2 1
Sachsen 14 4 6
Sachsen-Anhalt 11
Thüringen 1
Summe
60
13
3
10
Quelle: Bundesamt für Naturschutz, Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes

Das Verbreitungsgebiet der Wölfe umfasst dem Bundesamt zufolge mittlerweile sieben Bundesländer. Die meisten Wölfe gibt es in Brandenburg und Sachsen. Aber auch in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Bayern und Niedersachsen leben wieder Wölfe.

Umweltschützer kritisierten den Umgang mit den Wölfen als nach wie vor unzureichend, insbesondere auch Vorhaben, Wölfe mit ins Jagdrecht aufzunehmen. "Wir brauchen keine Wolfshatz", erklärte die Leiterin des Bereichs Naturschutz beim WWF, Diana Petzell. Stattdessen sei Prävention und eine schnelle, unbürokratische Kompensation von Wolfsübergriffen auf Weidetiere nötig.

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Foto: Konstantin Knorr/ Hannoversche Allgemeine Zeitung

Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller erklärte, für das alltägliche Zusammenleben von Mensch und Wolf bleibe die Anwendung eines flächendeckenden und fachgerechten Herdenschutzes in Wolfsgebieten unerlässlich. "Auch im Jahr 17 der Wolfsrückkehr fehlt es in Deutschland an einem nationalen Herdenschutzzentrum", kritisierte Miller.

"Es kann nicht sein, dass der Wolf erst in allen Flächenbundesländern anwesend sein muss, damit sich das Landwirtschaftsministerium der Sorgen der Nutztierhalter, insbesondere in der extensiven Weidehaltung, annimmt und klare Regelungen, Unterstützung und die Ausbildung in Sachen Herdenschutz forciert", fügte er hinzu.

Der Wolf war in Deutschland vor 150 Jahren ausgerottet worden. Doch es gibt die Tiere wieder, seit im Jahr 2000 ein Paar aus Polen zuwanderte. Seitdem breiten sie sich immer weiter aus, was zunehmend zu Konflikten führt. Die Tiere sind strengstens geschützt. Es ist verboten, sie einzufangen oder gar zu töten.

Über den Umgang mit Wölfen, die Menschen zu nahe kommen oder Nutztiere reißen, entbrannte in den vergangenen Monaten eine zunehmend heftige Auseinandersetzung. Zudem wird darüber gestritten, ob der Wolfsbestand inzwischen groß genug ist, um den Schutzstatus eventuell zu lockern. Dabei ist auch eine Bejagung im Gespräch.

joe/dpa
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