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Feldvögel in Europa: Auf dem absteigenden Ast

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Intensive Landwirtschaft Zahl der Feldvögel hat sich halbiert

Lerche, Kiebitz, Rebhuhn - die Zahl der Feldvögel in Europa sinkt dramatisch. Seit 1980 hat sich der Bestand halbiert. Als eine Ursache gilt der massenhafte Anbau von Energiepflanzen wie Mais. Naturschützer fordern, dass mehr landwirtschaftliche Flächen stillgelegt werden.

Bonn - Der Vogelbestand auf Feldern, Wiesen und Weiden in Europa ist in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Seit 1980 sei in der Europäischen Union jeder zweite Vogel in der Agrarlandschaft verlorengegangen, teilte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit. Das BfN beruft sich auf eine Studie von Birdlife International und dem European Bird Census Council.

"Allein in Deutschland sind seit 1990 mehr als eine Million Feldlerchen verstummt, eine Entwicklung, die besorgniserregend ist", sagte die BfN-Präsidentin Beate Jessel. Der Vogelbestand gilt als guter Hinweis darauf, wie es um die biologische Vielfalt insgesamt steht.

"In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es beim Feldsperling eine Verringerung auf zwei Drittel des Bestandes, beim Kiebitz haben wir sogar nur noch etwa ein Drittel der Vögel", sagte Bernd Hälterlein vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA). Der Bestand der Rebhühner sei sogar um 90 Prozent zurückgegangen.

Die intensive Landwirtschaft, die sich vielerorts durch Monokulturen auszeichnet, raubt den Feldvögeln die Lebensgrundlage. Der DDA stellt zusammen mit der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft in einem Positionspapier  den zunehmenden Anbau von Energiepflanzen wie Mais und Winterraps als problematisch dar. Die Produktion von Pflanzen, die als Basis für Biogas oder -sprit dienen, konkurriere mit dem Anbau von Lebens- und Futtermitteln. Deshalb würden die Flächen knapp - die Verbände sprechen von einem "tief greifenden und dramatischen Strukturwandel".

Sie stellen eine längere Liste von Maßnahmen vor, die aus ihrer Sicht nötig sind, um die Vögel zu schützen. Unter anderem sollten zehn Prozent des Ackerlandes durch ein- oder mehrjährige Stilllegung Lebensraum für Feldvögel bieten. 2007 wurde eine entsprechende EU-Richtlinie abgeschafft, die sich positiv auf die Vogelbestände ausgewirkt hatte. Auch sollte die Förderung des Anbaus von Energiepflanzen mit Auflagen verknüpft werden, die den Schutz der Artenvielfalt sichern.

"Wir sind der Meinung, dass der negative Trend aufzuhalten ist", sagte Beate Jessel bei der Präsentation in Bonn. Ein wichtiger Schritt sei, dass die EU-Kommission plane, den Bezug von Direktzahlungen an die verpflichtende Einhaltung naturverträglicher Bewirtschaftungsmethoden zu knüpfen. Landwirtschaftliche Betriebe müssten demzufolge sieben Prozent ihres Grunds als "ökologische Vorrangflächen"  bereitstellen, die als Lebensraum für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten dienen könnten.

wbr

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