Eine junge Pandabärin verzückt Thailand. Sie hat sogar einen eigenen TV-Kanal, der rund um die Uhr sendet - etwas, das selbst Eisbär Knut verwehrt blieb. Doch der Starkult könnte ein jähes Ende finden, falls China sich einschaltet.
Pandamädchen Linping: Eigener Fernsehkanal sendet rund um die Uhr
Foto: PORNCHAI KITTIWONGSAKUL/ AFP
Der Panda-Kanal sendet jede Bewegung von Linping, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Weil sich die phlegmatische Bärin nicht so oft bewegt, fasst eine Spezialsendung zweimal täglich die aufregendsten Momente zusammen.
Seit Linping als erstes in Thailand gezüchtetes Panda-Jungtier zur Welt kam, frönt das südostasiatische Land dem Panda-Kult. Zuvor hatte der Zoo von Chiang Mai im Norden des Landes jahrelang erfolglos versucht, Panda-Nachwuchs zu züchten. Alle Versuche, Linpings Eltern zu einer traditionellen Zeugung zu bewegen, waren gescheitert.
Die Zucht der Bären im Zoo ist ausgesprochen schwierig, weil sie in Gefangenschaft wenig Lust zum Paaren haben. 2006 wurde dem Bärenmännchen Chuang Chuang sogar eine kohlehydratarme Diät zum Abspecken verordnet, um ihn fit zu machen für das Liebesspiel mit seiner Partnerin Lin Hui. Danach bekam er Videoclips der erfolgreichen Paarungen von Artgenossen gezeigt -
eine Methode, mit der bereits mehrere Zoos ihre Pandas auf Touren bringen wollten. Doch die Panda-Pornos zeigten keine Wirkung. Und auch nachdem das lustlose Paar vorübergehend in die Kälte verbannt worden war, reagierte es - zurück im Warmen - nicht mit der gewünschten heißen Leidenschaft.
Schließlich brachte die künstliche Befruchtung von Lin Hui im zweiten Anlauf den ersehnten Nachwuchs. "Seit ihrer Geburt ist Linping ein Superstar. Sie macht die Leute einfach glücklich", sagt Chef-Pandapfleger Anuwong Wongwichian. "Sie ist verspielt und manchmal ein Dickkopf, hat einen Charakter wie ein Junge."
China hat Anspruch auf die Pandas
Wie in Deutschland der Eisbär Knut oder der verstorbene Orakel-Krake Paul ist Linping in Thailand Kult. An einem Preisausschreiben zur Namenssuche nahmen 22 Millionen Menschen teil. Der schließlich gewählte Namen Linping bedeutet im Chinesischen "Eiswald" und ist eine Verbindung des Namens von Mutter Lin Hui ("Schöner Wald") und des Ping-Flusses in Chiang Mai.
Doch der Hype um das Panda-Weibchen könnte bald sein Ende finden. Linpings Eltern sind nämlich eine Leihgabe Chinas. Am zweiten Geburtstag Linpings im Mai könnte China deshalb seinen Anspruch auf den Nachwuchs geltend machen. Der Zoo von Chiang Mai hofft, Linpings Abreise hinauszögern zu können. "Bei einem Nein müssen wir nachhaken und alles versuchen, weil die Thailänder Linping so lieben", sagt der Leiter des Panda-Projektes, Prasertsak Boontrakulpoontawee. Für den Zoo sei das Bärchen ein Segen: Die Besucherzahlen sind seit Linpings Geburt um 30 bis 40 Prozent gestiegen.
Trotz der ungewissen Zukunft plant der Zoo weiter: Längerfristig soll ein weiteres Pandajunges gezüchtet und ein Forschungszentrum für Pandas eingerichtet werden.