Vermehrung Zuchtlachse gefährden Wildlachse
Sie gefährden das Überleben ihrer natürlichen Verwandten: Millionen Zuchtlachse fliehen jährlich aus Aquafarmen und streuen ihr Erbgut in der Wildpopulation. Forscher raten zur Sterilisation.
Aquafarm: Die meisten Zuchtlachse stammen aus Aquafarmen in Norwegen
Foto: Jeannette CorbeauZuchtlachse aus Aquafarmen gefährden ihre in der Wildnis lebenden Artgenossen. Eine Studie zeigt, dass gezüchtete atlantische Lachse ebenso fruchtbar sind wie wilde Lachse - trotz vieler genetischer Unterschiede. Aus Farmen geflüchtete Tiere könnten sich zunehmend mit wilden Artgenossen vermehren und den Genpool gefährden, mahnen Forscher im Fachmagazin "Evolutionary Applications".
Die Wissenschaftler um Matt Gage von der University of East Anglia in Norwich hatten im Labor nachgewiesen, dass die Samen und Eizellen der Zuchtlachse ebenso fruchtbar sind, wie die ihrer wilden Verwandten. Die Forscher um Matt Gage empfehlen, die gezüchteten Lachse zu sterilisieren, um das Erbgut ihrer wilden Artgenossen nicht weiter zu gefährden. Dies sei auch bei Regenbogenforellen üblich, so Gage laut einer Pressemitteilung seiner Universität.
Kaum eine Chance gegen natürliche Feinde
Rund 95 Prozent aller Atlantischen Lachse (Salmo salar) stammen aus Zuchtfarmen. Jedes Jahr entkommen Schätzungen zufolge Millionen Tiere in die Wildnis, berichten die Forscher. In einigen norwegischen Flüssen stamme jeder zweite Lachs aus Farmen.
Verglichen mit Wildlachsen wachsen über Jahrzehnte auf Ertrag gezüchtete Lachse wesentlich schneller, sie sind aggressiver und weniger intelligent im Umgang mit natürlichen Feinden. Bei einer Mischung mit den wilden Artgenossen könnten Zuchtlachse diese Eigenschaften weitergeben - zum Schaden der Wildpopulationen. "Die Zuchtmerkmale sind gut, um Fisch für den Tisch zu produzieren, aber nicht für die Stabilität von Wildpopulationen", sagt Gage.
Bisher seien die Zuchtlachse bei der Vermehrung in der Wildnis ihren Artgenossen unterlegen, schreiben die Forscher. Das liegt aber nicht an ihrer Fruchtbarkeit, wie die Laborstudie zeigt. Bereits 2011 hatten Wissenschaftler davor gewarnt, dass in Norwegen Zuchtlachse zunehmend ihre wilden Verwandten verdrängen könnten.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden