Stress im Homeoffice Wir Affen

Es ist nicht immer leicht mit den lieben Kollegen, doch das Homeoffice zeigt: Mit ihnen macht es einfach mehr Spaß. Woran das liegen könnte, verrät eine Studie mit nahen Verwandten des Menschen.
Mensch und Affe: Oft lässt sich die Verwandtschaft nicht leugnen

Mensch und Affe: Oft lässt sich die Verwandtschaft nicht leugnen

Foto: Adrian Hillman/ iStockphoto/ Getty Images

"Zum Entspannen gehe ich ins Büro." Das war schon vor der Corona-Pandemie ein beliebter Satz von Eltern. Inzwischen stimmt er wohl mehr denn je und wurde teils abgewandelt in: "Zum Entspannen will ich wieder ins Büro."

Die Ausrufe sind dabei nicht als Lob an die Arbeit zu verstehen, sondern vor allem Ausdruck dessen, was zu Hause eigentlich gerade wieder abgeht.

Kooperation entspannt

Dabei kann das Büro tatsächlich zum Wellness-Ort werden, nicht nur für Eltern, zeigt eine aktuelle Studie mit Affen. Denn Kooperation mit lieb gewonnenen Artgenossen entspannt.

Das dürfte derzeit auch dem ein oder anderen menschlichen Primaten klar werden, wenn er mit hibbeligen Beinen vorm Computer sitzt und sich nach dem persönlichen und beiläufigen Austausch mit Kollegen sehnt.

Im Biomedical Primate Research Centre in den Niederlanden brachten Forscher um Martina Stocker von der Universität Wien 14 Makaken bei, an Seilen zu ziehen, um sich Erdnüsse zu beschaffen.

Außerdem lernten die Affen, auf Wattestäbchen herumzukauen. Anhand des enthaltenen Speichels bestimmten Stocker und Kollegen die Konzentration des Stresshormons Cortisol im Körper der Affen, bevor und nachdem diese sich die Erdnüsse unter verschiedenen Gegebenheiten geangelt hatten:

  • Entweder waren die Affen dabei komplett auf sich allein gestellt, wie ein Single im Homeoffice.

  • Alternativ saß ein befreundeter Artgenosse im benachbarten Käfig - die Situation gibt es so ähnlich derzeit wohl auch bei vielen Paaren.

  • Die dritte Variante entsprach ungefähr einer zugegebenermaßen etwas idealisierten Bürosituation: Zwei Affen verschafften sich durch Kooperation, etwa gleichzeitiges Am-Seil-Ziehen, Zugang zum schmackhaften Erdnuss-Snack.

Doch weder den Single-Affen im Homeoffice noch den Arbeitern mit freundlicher Gesellschaft im Nachbarraum brachte die Erfüllung ihrer Aufgabe Entspannung.

Spielende Makaken

Spielende Makaken

Foto: Animal Ecology/ Universiteit Utrecht

Auch wenn sie die Erdnüsse ergatterten, sank der Cortisol-Level in ihrem Speichel nicht ab. Wohltuend war die ganze Aktion nur dann, wenn zwei Affen zusammenarbeiteten, so wie es in gut funktionierenden Teams im Büro optimalerweise ganz selbstverständlich und teils beiläufig geschieht.

Je enger die Bindung, desto größer die Entspannung

Je enger dabei die Bindung der kooperierenden Affen war, desto stärker sank der Cortisol-Gehalt in ihrem Speichel, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Royal Society Open Science" . Freunde entspannten sich beim erfolgreichen Zusammenarbeiten deutlich stärker als lose Bekannte.

Die Forscher vermuten, dass das Kuschelhormon Oxytocin dabei eine Rolle spielt. Es wird im Körper möglicherweise verstärkt produziert, wenn Artgenossen miteinander arbeiten und senkt dann den Cortisol-Gehalt. Um die These zu prüfen, sind jedoch weitere Untersuchungen nötig.

Überrascht waren die Forscher davon, dass die Makaken kooperierten, unabhängig davon, wie gut sie sich mit dem zugewiesenen Partner verstanden. Es sei denkbar, dass der Wunsch nach Entspannung sie dazu treibt, glauben die Forscher.

Frühere Untersuchungen mit unseren noch engeren Verwandten, den Schimpansen, hatten allerdings gezeigt, dass Freunde eher gemeinsame Sache machen und lose Bekannte auch mal links liegen lassen.

Nicht nur das Zusammenleben und -arbeiten von Menschen, sondern das aller Primaten scheint im Detail kompliziert zu sein.

jme
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