Satellitenbild der Woche Sandgestrahlt

Satellitenaufnahme von Niamey am Fluss Niger
Foto: EU / Modified Copernicus Data / EO BrowserEs gibt Monate, in denen regnet es gar nicht in Niamey. Die Wetterstatistiken für die Hauptstadt des westafrikanischen Niger verzeichnen für Januar, Februar, November und Dezember jeweils null Niederschlag. Doch während zwei Drittel des bitterarmen Landes zur Sahara gehören, in denen praktisch das ganze Jahr über kein Regen fällt, bringt der westafrikanische Monsun der Metropole und ihrer Umgebung vor allem im Juli und August beachtliche Regenmengen. So kommen über das Jahr gesehen 591 Liter auf den Quadratmeter zusammen. Zum Vergleich: In Deutschland fielen etwa in der Stadt Halle in den vergangenen Jahren gerade noch gut 300 Liter pro Quadratmeter und Jahr.
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23.03.2023 22.34 Uhr
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Und dennoch stellt die Trockenheit etwa die Nutzer des Flughafens von Niamey vor ernsthafte Probleme. Wie das Satellitenbild, aufgenommen Mitte Mai von der europäischen Satellitenmission »Sentinel-2« eindrücklich zeigt, ist die Umgebung der Stadt von Sand geprägt – und immer wieder kommt es zu massiven Staubstürmen .

Staubsturm in Niger
Foto: U.S. ArmyDas heute neun Quadratkilometer große Areal des nach dem Zweiten Weltkrieg von der französischen Kolonialmacht eingerichteten Airports ist auf dem Bild rechts unterhalb der Stadt zu erkennen. Zwei Start- und Landebahnen gibt es dort, eine 3000, die andere sogar 3800 Meter lang. Der Flughafen wird nicht nur für Passagiere und Fracht genutzt, sondern beherbergt auch eine Militärbasis. Hier sind vor allem französische und US-Soldaten im Einsatz. Aber auch Deutschland hatte bis zum vergangenen Jahr eine Transall C-160 für medizinische Einsätze in Niamey stationiert.
Extrem arm, aber politisch vergleichsweise stabil
In der vergangenen Woche nun landete Bundeskanzler Scholz mit dem Regierungs-Airbus in Niamey, als Teil seiner Afrikareise. Im April hatte bereits Außenministerin Annalena Baerbock den Niger besucht. Das Land gilt trotz großer Armut und explodierender Bevölkerungszahl – Frauen gebären im Durchschnitt 6,8 Kinder – zumindest politisch als vergleichsweise stabil.
Angesichts der ganz konkreten Herausforderungen im Land mag es wie eine Petitesse erscheinen: Doch der Flughafen von Niamey gehört zu den staubigsten der Welt – und für Flugzeuge, die dort starten und landen hat das ganz konkrete Folgen. Auf dem Jahrestreffen der European Geosciences Union in München hat ein internationales Team in der vergangenen Woche Forschungsergebnisse dazu vorgestellt .
Forschende um Claire Ryder von der Universität im britischen Reading berichteten, dass der Staub zwar keine unmittelbare Gefahr für die Sicherheit darstellt. Allerdings könne er die Effizienz der Motoren verschlechtern und den Wartungsaufwand erhöhen. Das liegt daran, dass die feinen Partikel sich auf Oberflächen ablagern – oder aber die internen Motorkomponenten korrodieren oder abschmirgeln wie ein Sandstrahlgebläse.
Gerade für aufs Spritsparen getrimmte moderne Aggregate bringt das besonders viele Probleme: »Die technologischen Entwicklungen bei den Motoren in den vergangenen Jahren haben dazu geführt, dass diese anfälliger für Staubschäden sind«, so Ryder.

Der Flughafen von Niamey in einer Detailaufnahme
Foto: EU / Modified Copernicus Data / EO BrowserDie Forschenden hatten sich die Staubbelastung an zehn verschiedenen Airports weltweit zwischen 2003 und 2020 angesehen. Dabei nutzten sie Daten des europäischen Copernicus Atmospheric Monitoring Systems sowie des amerikanisch-französischen Erdbeobachtungssatelliten »Calipso«, der unter anderem mithilfe von Lasermessungen vertikale Wolkenprofile erstellt.
Nachts gibt es weniger Staub
Dabei zeigten sich bemerkenswerte Unterschiede zwischen verschiedenen Flughäfen. Manche Orte wie Sydney, Phoenix oder Bangkok haben im Schnitt eine geringe Staubbelastung als etwa Niamey, registrieren aber immer wieder einzelne Staubstürme.
Für Dubai und Delhi konnte das Team eine ganzjährige Staubbelastung nachweisen. Diese sei jedoch tagsüber merklich größer als nachts, weil die Sonnenstrahlung die Konvektion in der Atmosphäre anfache und in den hellen Stunden dadurch mehr Sand in höhere Schichten gerissen werde. In Dubai falle die Staubbelastung nachts daher um 20 Prozent niedriger aus als am Tage.
Und noch eine ganz praktische Erkenntnis lieferte die Auswertung der Daten: »Die Staubdosis am Boden ist im Steigflug viel höher als im Sinkflug, weil das Flugzeug vor dem Start mehr Zeit damit verbringt, den Motor mit hoher Leistung laufen zu lassen«, so Forscherin Ryder. Wenn die Flugzeuge in den kühleren Nachtstunden starteten, könne die Staubbelastung reduziert werden. Auch der Verzicht auf Warteschleifen vor der Landung könnte bei der Lösung des Problems helfen. Diese würden in der Regel in Höhen von ein bis drei Kilometern geflogen, so Ryder. Dort sei die Staubkonzentration sehr hoch.