Umweltzerstörung und Umweltschutz sind keine Errungenschaften der jüngsten Zeit. Die erste große Öko-Krise liegt etwa 150 Jahre zurück. Schon damals beschwerten sich Berliner Bürger über Gestank und Qualm chemischer Fabriken, Teerkochereien oder Zuckersiedereien. Doch auch zu jener Zeit gab es, wie Professor Ilja Mieck von der Freien Universität erläutert, in Preußen »eine regelrechte Umweltschutzgesetzgebung«. Mit der »Allgemeinen Gewerbeordnung« von 1845 sowie mit der »Dampfkessel-Überwachung« verfügte die preußische Verwaltung nach Einschätzung des Geschichtswissenschaftlers über »ein wirksames Instrument, die industrielle Umweltverschmutzung in gewissen Grenzen zu halten«. Die zunehmende Industrialisierung habe sich damals besonders unheilvoll auf die Binnengewässer ausgewirkt, schreibt Mieck in einer Studie über »Industrialisierung und Umwelt": Immer größere Mengen von Abwässern aus den Städten vermischten sich in den Flüssen mit den Abwässern von Färbereien, Gerbereien und Papiermühlen sowie der chemischen Industrie. So sei die von Färbereien gesäumte Wupper schon damals nur noch ein träger »Tintenstrom« gewesen. Kloaken waren zu jener Zeit aber auch schon englische Flüsse, in der Seine bei Paris gab es Fischsterben. Auch die Argumente gegen umweltschützende Auflagen könnten aus jüngster Zeit stammen: Durch eine Reglementierung, so die Behauptung der Industriellen damals, würden Tausende von Arbeitern brotlos.
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Artikel 70 / 81
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