Polizeipsychologe analysiert Prinz Andrews Epstein-Interview "Sein Körper verrät ihn"

Darren Stanton hat das BBC-Interview von Prinz Andrew zur Epstein-Affäre Szene für Szene untersucht. Hier erklärt er, in welchen Momenten der Prinz die Unwahrheit sagt.
Prinz Andrew im BBC-Interview

Prinz Andrew im BBC-Interview

Foto: dpa

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Polizeipsychologe Darren Stanton gilt in England als "menschlicher Lügendetektor". Er wurde zu den großen Kriminalermittlungen der letzten Jahre hinzugezogen, zum Verschwinden der kleinen Maddie genauso wie zur Abhöraffäre um den Murdoch-Konzern. Stanton zieht seine Schlüsse aus Mikrogesten, Veränderungen der Hautfärbung, aus Bewegungen der Lippen und der Augen. Nichts davon allein genügt, um eine Lüge als solche zu enttarnen. Jedes Detail ist nur ein Warnzeichen: "Wir suchen daher nach Clustern von solchen red flags", sagt Stanton.

SPIEGEL: Mr. Stanton, Haben Sie beide Interviews, das von Prinz Andrew und das von Virginia Roberts, angeschaut?

Darren Stanton: Ja, beide.

SPIEGEL: Als Polizeipsychologe sind Sie darauf spezialisiert zu erkennen, ob jemand lügt. Wer sagt Ihrer Meinung nach in diesem Fall die Unwahrheit?

Stanton: Prinz Andrew sagt nicht die Wahrheit. Die Frau ist glaubwürdig. Ihre non-verbale Kommunikation ist konsistent und stimmig.

SPIEGEL: Wirken ihre Tränen am Ende nicht ein wenig übertrieben?

Stanton: Nun, sie verstärkt vielleicht ein wenig ihre Emotion. Ich schaue allerdings eher auf Brüche in den Emotionen. Ich suche nicht nach Lügen, sondern nach physiologischen, neurologischen Veränderungen, die auf Lügen hindeuten. Das funktioniert auch bei Medien-Profis wie Donald Trump, Wladimir Putin oder Boris Johnson. Wenn jemand fürchtet ertappt zu werden, schaltet das Gehirn in einen Modus, den ich „cognitive overload“ nenne.

SPIEGEL: Was heißt das?

Stanton: Wenn ich gerade zu spät gekommen wäre, hätte ich Ihnen von dem entsetzlichen Stau in London erzählen können, von einem Unfall etc. Viele unnötige Einzelheiten also. Die Wahrheit wäre gewesen: Ich habe verschlafen, sorry.  Andrew erzählt in dem BBC-Interview jede Menge Details, die mit der entscheidenden Frage nichts zu tun haben: red flags, unbewusste Signale. Wir suchen nach Clustern von solchen red flags. Aus einem oder zwei dieser Signale kann man noch nicht auf ein täuschendes Verhalten schließen, bei sechs oder sieben liegt die Wahrscheinlichkeit schon bei 80 Prozent. Anders als bei Andrew ist bei Virginia Roberts alles stimmig. Es gibt keine Brüche. Ein Opfer hat es nicht nötig, viele Einzelheiten zu präsentieren. Es kennt seine Geschichte.

SPIEGEL: Sie würden also ausschließen, dass Andrew in den entscheidenden Punkten die Wahrheit sagt?

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