Qualvolle Niederlagen
Einem Kind hatte ein französischer Arzt bereits im Jahre 1905 eine Schweineniere eingesetzt. Ohne Erfolg: Es starb nach 16 Tagen. Fünf Jahre später überlebte in Deutschland ein Patient gut 30 Stunden lang mit einer Affenniere. Am längsten blieb 1963 in New Orleans ein Mann mit einem Tierorgan im Leib am Leben: Eine Schimpansenniere entgiftete neun Monate lang das Blut des Organempfängers.
Seit dieser Zeit haben sich Chirurgen ein ums andere Mal mit ebenso »heroischen« wie katastrophalen Taten ins Rampenlicht gerückt. Ihre Experimente, Menschen die Organe von Primaten - fernen genetischen Verwandten - einzusetzen, endeten jeweils mit einem Fiasko.
Dramatischer Höhepunkt der bisherigen Mißerfolgsbilanz: zwei Übertragungen von Pavianlebern auf Menschen, im Sommer 1992 und Anfang 1993, jeweils im amerikanischen Pittsburgh. Der erste Empfänger starb nach 70, der zweite bereits nach 27 Tagen. Mit jeder für die Patienten und ihre Angehörigen oft qualvollen Niederlage der ehrgeizigen Mediziner wächst die Kritik an solchen Menschenversuchen.
Einzig mit Herzklappen aus Schweineherzen, den »Bioklappen«, hat die Chirurgie vorzeigbare Erfolge erzielt. Die kaum durchbluteten Ventile, mehr mechanisches Teil denn Organ, werden meist in Kunststoff- oder Metallringe gespannt und in die Aorta genäht. Sie halten im Durchschnitt 10 bis 15 Jahre, bevor sie Kalk ansetzen.
Derzeit geht der Trend bei diesen Ventilteilen weg vom Schwein: Vermehrt finden Herzklappen aus verstorbenen Menschen Verwendung, die sehr viel langsamer verwachsen und verkalken und die unter Umständen ein Leben lang halten können.