Satellitenbild der Woche Steuerzentrale im Gemüsegarten

Ein neuer Satellit soll den Katastrophenschutz auf der Erde verbessern. Das Kontrollzentrum liegt versteckt am Grund eines ehemaligen Sees in einer der fruchtbarsten Regionen Italiens.
Fuciner Becken nahe der Stadt Avezzano: Hier liegt versteckt das zivile Raumfahrtzentrum Fucino

Fuciner Becken nahe der Stadt Avezzano: Hier liegt versteckt das zivile Raumfahrtzentrum Fucino

Foto: Modified Copernicus Sentinel Data / ESA / CC BY-SA 3.0 IGO

Eine Frage brennt sich nach Flut- und Sturmkatastrophen stets ins kollektive Gedächtnis ein: Hätte das Unglück verhindert werden können? Die Antworten auf die Frage sind vielschichtig, doch eine lautet meistens: Zuverlässigere Wetterprognosen könnten einen Beitrag leisten. Nun kommt Hilfe aus dem All.

Der von der europäischen Raumfahrtorganisation Esa entwickelte Satellit »Meteosat Third Generation Imager-1« (MTG-I1) soll eine neue Epoche der Wetterbeobachtung einleiten. Probleme macht Fachleuten dabei bislang vor allem, sich schnell verändernde Wetterlagen wie kurzfristig auftretende Stürme oder Sommergewitter richtig einzuschätzen. MTG-I1 soll deshalb häufiger und in höherer Auflösung Bilder von der Erde schicken und auch Blitze über Europa erfassen.

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Am 13. Dezember ist das Gerät an Bord einer Ariane-5-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana ins All gestartet. Fachleute in einer besonders gelegenen Steuerzentrale stellten sicher, dass MTG-I1 gut in seine Umlaufbahn kommt. Der Erdbeobachtungssatellit »Sentinel-2« hat das Raumfahrtzentrum Fucino bereits im Oktober abgelichtet.

Herbstliches Wunderland

Es liegt in der Mitte Italiens, versteckt zwischen Feldern inmitten einer der fruchtbarsten Regionen des Landes. Im Herbst haben schwindendes Tageslicht und niedrige Temperaturen den Apennin-Gebirgszug, der sich über 1500 Kilometer hauptsächlich von Nordwest nach Südwest zieht, in Orange- und Rottöne getaucht.

Apennin-Gebirgszug im Oktober

Apennin-Gebirgszug im Oktober

Foto: Modified Copernicus Sentinel Data / ESA / CC BY-SA 3.0 IGO

Die Aufnahme von »Sentinel-2« zeigt bei näherem Hinsehen eindrucksvoll, in welchem Ausmaß im Fuciner Becken Landwirtschaft betrieben wird. Auf 13.000 Hektar wachsen unter anderem Kartoffeln, Karotten, Tomaten und Salat.

Fuciner Becken: 13.000 Hektar fruchtbares Land

Fuciner Becken: 13.000 Hektar fruchtbares Land

Foto: Modified Copernicus Sentinel Data / ESA / CC BY-SA 3.0 IGO

Bis 1875 befand sich hier der etwa 155 Quadratkilometer große Fuciner See, das damals größte Binnengewässer Mittelitaliens. Während der römischen Kaiserzeit transportierten die Menschen Fische aus dem Gewässer bis nach Rom. Weil es aber immer wieder zu Überschwemmungen kam, musste der See weichen, er wurde trockengelegt. Es blieb bestes Ackerland.

170 Antennen

1962 stand dann die erste Antenne im Fuciner Becken. Das italienische Unternehmen Telespazio betreibt mit dem Raumfahrtzentrum Fucino das wohl größte seiner Art in der zivilen Raumfahrt. Inzwischen lauschen 170 Antennen auf Signale aus dem All. Unter anderem steht hier eines der zwei Kontrollzentren für das europäische Satellitennavigationssystem »Galileo«.

Raumfahrtzentrum Fucino inmitten von Feldern (Auflösung 10 Meter)

Raumfahrtzentrum Fucino inmitten von Feldern (Auflösung 10 Meter)

Foto: Modified Copernicus Sentinel Data / ESA / CC BY-SA 3.0 IGO

Fachleute von Telespazio steuerten aus der Region nun auch die ersten Bewegungen des neuen Wettersatelliten MTG-I1 im All. Die Datenerfassung und weitere Kontrolloperationen werden ebenfalls über das Raumfahrtzentrum laufen. Allerdings müssen Meteorologen noch etwas Geduld haben.

Der europäische Wettersatelliten-Betreiber Eumetsat schätzt, dass es etwa ein Jahr dauern wird, den »Meteosat Third Generation Imager-1« zu testen und einzustellen. Erst dann ist der Satellit bereit für seinen Einsatz im Katastrophenschutz.

jme
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