RKI meldet 16.887 Neuinfektionen Bundesweite Coronainzidenz steigt weiter

Ehemaliges Impfzentrum auf der Erfurter Messe: Wieder öffnen? Booster impfen? Das ist die Debatte angesichts steigender Corona-Indikatoren
Foto: Michael Reichel / dpaDer seit gut zwei Wochen anhaltende Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland setzt sich fort. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 149,4 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 145,1 gelegen, vor einer Woche bei 106,3. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 16.887 Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.24 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 13.732 Ansteckungen gelegen.
Alle aktuellen Zahlen des RKI finden Sie hier: Covid-19 Dashboard
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 33 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 23 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.597.550 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Coronapatienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen – den für eine mögliche Verschärfung der Coronabeschränkungen wichtigsten Parameter – gab das RKI am Freitag mit 3,50 an (Donnerstag: 3,31, Mittwoch: 3,07). Am Samstag und Sonntag wird der Wert nicht veröffentlicht. Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungsinzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.275.500 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 95.729.
Spahn drängt auf Booster-Impfungen für alle
Angesichts der steigenden Coronazahlen nimmt die Debatte über Auffrischungsimpfungen weiter an Fahrt auf. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte einen Bund-Länder-Gipfel zu dem Thema.
Spahn drängte trotz der Kritik aus der Ärzteschaft weiter auf Auffrischungsimpfungen für alle. »Aktuell reicht das Booster-Tempo in Deutschlands Praxen nicht. Wir brauchen einen Booster-Gipfel von Bund und Ländern«, sagte Spahn der »Bild am Sonntag«. Aktuelle Daten aus Israel zeigten, »dass das Boostern einen ganz entscheidenden Unterschied macht, um die vierte Welle zu brechen«.
Hochrangige Ärztevertreter stellten sich aber gegen Auffrischungsimpfungen für alle. »Für die Notwendigkeit von Auffrischimpfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz«, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Samstag. Kassenärzte-Chef Andreas Gassen warnte vor »blindem Aktionismus«.
Lauterbach fordert Wiedereröffnung der Impfzentren
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädierte für eine Wiedereröffnung der Impfzentren. Es gebe »realistischerweise« derzeit nicht viele Möglichkeiten »mit großer Wirkung«, schrieb er im Onlinedienst Twitter. Eine von zwei Möglichkeiten sei »eine viel schnellere Booster-Impfung«, hob er mit Blick auf Auffrischungsimpfungen hervor. »Dafür müsste man die Impfzentren wieder öffnen.«
Realistischerweise gibt es jetzt nicht viele Möglichkeiten mit grosser Wirkung. Die erste ist konsequent 2G anzuwenden. Das senkt die Fallzahlen stark. Und die zweite ist eine viel schnellere Boosterimpfung. Dafür müsste man die Impfzentren wieder öffnen. https://t.co/gan2BkYT9P
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) October 30, 2021
Als andere Möglichkeit nannte Lauterbach »konsequent 2G anzuwenden« – also nur Geimpfte oder Genesene zu Veranstaltungen oder in Restaurants im Innenbereich einzulassen. »Das senkt die Fallzahlen stark«, betonte der SPD-Gesundheitspolitiker.