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TRANSPLANTATIONEN »Rummel im OP«

aus DER SPIEGEL 20/1999

Am Mittwoch letzter Woche wurden am Uniklinikum Göttingen einem 50jährigen Patienten Herz, Leber und Niere transplantiert. Der Chirurg Mersa Baryalei leitete die Herzverpflanzung.

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SPIEGEL: Ist diese Dreifach-Transplantation je zuvor durchgeführt worden?

BARYALEI: Es ist eine extrem seltene Operation. Zumindest im europäischen Raum ist sie erstmals gelungen.

SPIEGEL: Welche Krankheit muß ein Mensch haben, damit ein Austausch von Herz, Leber und Niere nötig wird?

BARYALEI: Der Patient litt unter einer Hämochromatose, einer Eisen-Stoffwechselerkrankung, die zu Leberzirrhose, Nierenversagen und Herzinsuffizienz führte.

SPIEGEL: Werden alle drei Organe gleichzeitig transplantiert?

BARYALEI: Nein. Im Grunde sind es drei Operationen nacheinander: Erst wird das Herz, dann die Leber, schließlich eine Niere verpflanzt. Die Kunst besteht vor allem in der präzisen Abstimmung der Teams untereinander. Es ist die Ischämiezeit, die das Ganze so heikel macht, das heißt die Zeit, die ein Organ ohne Sauerstoff auskommt - beim Herzen zum Beispiel sind es maximal vier Stunden.

SPIEGEL: Wie viele Ärzte müssen sich miteinander abstimmen?

BARYALEI: Da war schon ein ganz schöner Rummel im OP: Wir Herzchirurgen waren zu dritt, das Transplantationsteam für Leber und Niere bestand aus vier Ärzten, dann kommen noch zwei, drei Anästhesisten dazu. Zusätzlich brauchen Sie Kardiotechniker für die Herz-Lungen-Maschine und natürlich die Schwestern - ich habe die Leute nicht gezählt. Das Ganze hat 13 Stunden gedauert.

SPIEGEL: Oft warten Patienten sehr lange, bis ein geeignetes Organ verfügbar ist. Diesmal wurden drei passende Organe auf einmal gebraucht ...

BARYALEI: ... wir hatten das Glück, daß wir alle drei Organe von demselben Spender verwenden konnten. Deshalb mußten wir nicht warten, bis gleich drei passende Spender gemeldet wurden.

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