Satellitendaten Coronavirus führt in China zu Rückgang der Luftverschmutzung

Von Tiefbraun zu Himmelblau. Satellitendaten zeigen, was sich in China infolge der Coronavirus-Ausbreitung auch verändert hat: Weil die Industrieproduktion drastisch zurückgeht, sinkt die Belastung mit Stickstoffdioxid.
Satellitendaten von China: Vergleich der NO2-Werte in der Luft in den gleichen Zeiträumen 2019 und 2020

Satellitendaten von China: Vergleich der NO2-Werte in der Luft in den gleichen Zeiträumen 2019 und 2020

Foto: NASA

Am 25. Februar prangte eine tiefbraune Wolke auf der Karte, die die Region von Wuhan zeigt. Tiefbraun bedeutet: extrem hohe Belastung an Stickstoffdioxid (NO2). Das war 2019.

Vor einigen Tagen sammelten die Satelliten der Nasa und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) Daten, aus denen sich ein sehr helles Himmelblau ergab - und damit eine sehr niedrige Konzentration an NO2, des giftigen Gases, das von Kraftwerken, Fabriken, Heizungen und Autos ausgestoßen wird.

Grund des drastischen Unterschieds könnte der Coronavirus-Ausbruch in Wuhan sein. Oder wie die Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa vorsichtiger formulieren:  "Es gibt Hinweise darauf, dass die Änderung zumindest teilweise mit der wirtschaftlichen Abkühlung nach dem Ausbruch des Coronavirus zusammenhängt."

Anhand der Satellitendaten konnte die Nasa zunächst eine Verringerung der NO2-Belastung in der Nähe von Wuhan erkennen, die sich jedoch schließlich im ganzen Land ausbreitete.

"Dies ist das erste Mal, dass ich für ein bestimmtes Ereignis einen so dramatischen Rückgang über ein so weites Gebiet sehe", sagte Fei Liu, Luftqualitätsforscherin am Goddard Space Flight Center der Nasa. Schon zur beginnenden Wirtschaftskrise im Jahr 2008 sei die NO2-Belastung in mehreren Ländern zurückgegangen, allerdings sehr viel langsamer. Und auch die Olympischen Spiele 2008 habe sich auf die Luftverschmutzung ausgewirkt – begrenzt rund um Peking und nur zeitweise.

Satellitendaten von China: Vergleich der NO2-Werte in der Luft vor und während der Quarantänemaßnahmen 2020

Satellitendaten von China: Vergleich der NO2-Werte in der Luft vor und während der Quarantänemaßnahmen 2020

Foto: NASA

Ende Januar bis Anfang Februar in diesem Jahr fanden - zeitgleich zum Covid-19-Ausbruch – auch die Neujahrsfeiern in China statt. Da schon aus diesem Grund Fabriken und andere Unternehmen schließen, ist regelmäßig eine Abnahme der NO2-Werte zu beobachten.

Die Nasa-Forscher nehmen jedoch an, dass der Rückgang mehr als ein Feiertagseffekt oder eine wetterbedingte Variation ist. Sie verglichen in einer vorläufigen Analyse die Zahlen der Jahre von 2005 bis 2020 und stellten fest:  "Im Jahr 2020 waren die NO2-Werte in Ost- und Zentralchina signifikant niedriger (10 bis 30 Prozent niedriger), als normalerweise für diesen Zeitraum beobachtet."

Auch nach der Urlaubszeit zum chinesischen Neujahr hat die NO2- Luftverschmutzung durch Industrie und Verkehr nicht wieder zugenommen. "In diesem Jahr ist die Reduktionsrate bedeutender als in den vergangenen Jahren und hat länger gedauert", sagte Forscherin Liu. "Ich bin nicht überrascht, weil viele Städte im ganzen Land Maßnahmen ergriffen haben, um die Ausbreitung des Virus zu minimieren."

Im Dezember war Medizinern in Wuhan eine Anhäufung von Lungenentzündungsfällen mit unbekannter Ursache aufgefallen - das Coronavirus Sars-CoV-2 wurde entdeckt. Die Stadt wurde unter Quarantäne gestellt, andere Orte in China folgten, Millionen Menschen waren betroffen. Inzwischen traten Infektionen in mehr als 50 Ländern auf.

abl
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