Finhaut, Schweiz
Dieser Stausee im schweizerischen Finhaut hat weit mehr zu bieten als nur eine malerische Aussicht: Hier befindet sich eines der leistungsstärksten Pumpspeicherkraftwerke Europas. Die Anlage, die im Juli in Betrieb genommen wurde, produziert nicht nur Strom aus erneuerbaren Energien, sondern kann auch Strom speichern. – Und das mit einer Leistung von 900 Megawatt.
Alain Sauthier, Kraftwerk-Leiter
»Die Energiemenge, die in dieser Anlage tatsächlich gespeichert werden kann, ist einfach gigantisch. Um Ihnen eine Zahl zu nennen: Das sind etwa 20 Gigawattstunden. Das mag Ihnen nicht viel sagen, also mache ich einen Vergleich: Das entspricht ungefähr der Kapazität von 400.000 Elektroauto-Batterien. Das bedeutet, dass Sie mit einer vollen Tankfüllung in Vieux Emosson 400.000 Elektroauto-Batterien gleichzeitig aufladen können.«
Das Kraftwerk »Nante de Drance« befindet sich zwischen zwei Becken, dem oberen Lac du Vieux Emosson und dem unteren Stausee Emosson. Es funktioniert wie eine große Batterie: Ist die Nachfrage groß, wird Strom produziert und in das Stromnetz gespeist. – Wenn die Produktion aus erneuerbaren Energien jedoch den Bedarf übersteigt, kann die Anlage den überschüssigen Strom speichern. Dafür wird Wasser in den höhergelegten See gepumpt. 600 Meter unter der Erde werden dann 360 Kubikmeter Wasser in der Sekunde durch sechs Turbinen geleitet – zumeist nachmittags, nachts und am Wochenende, wenn der Stromverbrauch geringer ist. Beim Speichern geht zwar etwas an Energie verloren, der Ertrag ist aber mit etwa 80 Prozent dennoch sehr gut.
Alain Sauthier, Kraftwerk-Leiter
»Es ist eine große Anlage. Sie entspricht fast einem Atomkraftwerk. Das bedeutet, dass wir einen großen Einfluss auf das Schweizer Stromnetz haben und zwar sehr kurzfristig, da wir unsere Turbinen in weniger als fünf Minuten starten können. Das ist auch ein großer Vorteil, wir sind sehr flexibel. Und dann würde ich sagen, dass es nicht nur für die Schweiz wichtig ist, sondern auch auf europäischer Ebene, weil es zur Stabilität des Netzes und zur Versorgungssicherheit in Europa beitragen wird, wenn wir viele intermittierende Energien haben, die das Netz speisen werden.«
14 Jahre Bauzeit und rund zwei Milliarden Euro wurden in das Pumpspeicherkraftwerk investiert. Angesichts der Energiekrise in Europa und möglicher Engpässe im Winter ist es wohl genau zur richtigen Zeit fertig geworden.