
"K-Max": Der fliegende Lastenesel
Afghanistan US-Militär setzt unbemannte Helikopter ein
Hamburg - Der Krieg in Afghanistan entwickelt sich immer stärker zum Experimentierfeld für Drohnen. Schon seit langem greifen die unbemannten Flugzeuge Aufständische an und spähen feindliche Stellungen aus. Jetzt sollen sie auch als fliegende Lastesel zum Einsatz kommen. Das Besondere an der ferngesteuerten Drohne namens "K-Max" ist, dass sie keine Flügel besitzt: Sie ist ein Helikopter.
Zwar setzt das US-Militär schon seit einiger Zeit den unbemannten MQ-8 "Fire Scout"-Helikopter in Afghanistan ein. Allerdings handelt es sich dabei um eine reine Aufklärungs- und Angriffsdrohne, die nur knapp siebeneinhalb Meter lang ist. Der "K-Max" dagegen ist etwa doppelt so groß und kann rund drei Tonnen Gewicht schleppen - mehr als zehnmal so viel wie der "Fire Scout". Im November sollen zwei Exemplare des Helikopters in Afghanistan in Dienst gehen, teilte das US-Militär mit.
Der Bedarf für den Einsatz unbemannter Transporthelikopter in Afghanistan liegt auf der Hand: Das Gelände ist teils extrem unwegsam und damit oft ungeeignet für Tragflächenflugzeuge. Hubschrauber wiederum brauchen zwar keine Landebahn, sind aber besonders verwundbar für Angriffe vom Boden aus. Landungen in Kampfzonen sind für Helikopterbesatzungen oft unmöglich, da schon der Beschuss mit einfachen Panzerfäusten zur tödlichen Bedrohung werden kann.
Das vielleicht berühmteste Beispiel ist die Schlacht von Mogadischu: 1993 wurden in der somalischen Hauptstadt gleich zwei amerikanische "Blackhawk"-Hubschrauber von Aufständischen abgeschossen. Der Versuch, die Besatzungen zu retten, führte zu zweitägigen Kämpfen. Am Ende waren 18 US-Soldaten und Hunderte Somalier tot.
Unbemannte Helikopter könnten das Risiko, dass die Besatzung über Feindesland abgeschossen wird, vermeiden. Entsprechend zuversichtlich geben sich die Hersteller von "K-Max", der Rüstungskonzern Lockheed Martin und das Luftfahrtunternehmen Kaman. Das Gleiche gilt für Militärs: Der unbemannte Hubschrauber "kann seine Fracht schnell ausliefern und so dafür sorgen, dass Soldaten den Straßen fernbleiben und sich auf ihre Missionen konzentrieren können", sagte Konteradmiral Bill Shannon vom Unmanned Aviation and Strike Weapons-Programm der US-Marine.
Allerdings hat die US-Marine mit "Fire Scout" eher mittelprächtige Erfahrungen gemacht. Das US-Magazin "Wired" etwa berichtete kürzlich, dass die Rotor-Drohne bei einem Einsatz an Bord der Fregatte "USS Halyburton" nur etwas mehr als die Hälfte aller Missionen erfolgreich abgeschlossen hat. Auch in Libyen sollen die USA einen "Fire Scout" verloren haben. Abgesehen von der Gefahr, dass geheime Technik in Feindeshand fallen kann, ist ein Absturz eines "Fire Scouts" auch teuer: Die Drohne kostet rund neun Millionen Dollar. Zum Vergleich: Vier herkömmliche "Predator"-Drohnen schlagen mit 20 Millionen Dollar zu Buche - inklusive Bodenstation und Satellitenverbindung.
Für die Echtzeit-Unterstützung von Bodentruppen tauge der "Fire Scout" deshalb nicht, lautete das ernüchternde Fazit des Pentagons in einem Bericht, den das Branchenmagazin "Inside Defense" im Juni veröffentlicht hat. Die Datenverbindung zur Bodenstation sei schlicht zu wackelig.