US-Kernwaffen Offiziere stehen unter Betrugsverdacht

Arbeiten an einer Rakete, Malmstrom Air Force Base: "Regelmäßig wurden bei Tests Antworten getauscht"
Foto: DPA/ USAFWashington - Die Hälfte der für Nuklearwaffen verantwortlichen 190 Offiziere der amerikanischen Malmstrom Air Force Base ist suspendiert worden. Die Offiziere stehen unter Verdacht, bei ihren Eignungstests betrogen zu haben, sagte die Leiterin der Air Force, Deborah Lee James. "Der Drang zur Perfektion hat ein Klima von übermäßigem Stress und Angst geschaffen", sagte sie der Los Angeles Times .
Zum Aufgabenbereich der Offiziere gehört die Wartung und auch Bedienung der Nuklearraketen in der Militärbasis in Montana. Im Kriegsfall lösen sie nach Befehlslage den Start der Kernwaffen aus. Insgesamt 92 von ihnen sollen im vergangenen Jahr bei den regelmäßigen Tests Antworten ausgetauscht haben.
Seit Bekanntwerden der Vorwürfe in diesem Monat räumt die Air Force damit erstmals öffentlich ein, dass es Probleme in der Kommandostruktur gibt. So sollen sich die Militärangehörigen durch den Druck der monatlichen Tests dazu genötigt gefühlt haben, möglichst perfekte Ergebnisse abzuliefern. Denn nur mit solchen haben die kommandierenden Offiziere sie überhaupt für Dienste und Schichten eingetragen. "Ich glaube, dass wir ein systemisches Problem haben", sagte James.
Der Betrug war kein Geheimnis
Insgesamt müssen 550 sogenannte Launch Officers in drei Militärbasen monatlich drei schriftliche Tests absolvieren. Sie sollen sicherstellen, dass sie in Sachen Raketensicherheit und Abschussabläufen auf dem neuesten Stand sind. Achtmal im Monat verbringen sie eine 24-Stunden-Schicht in einer im Untergrund gelegenen Abschusskontrollstation, um dort einen Teil der US-Kernwaffen zu beaufsichtigen.
Durch die Suspendierung der 92 Offiziere müssen die verbliebenen Soldaten Doppelschichten fahren, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Nur so könne das Arsenal von rund 150 Raketen operationsbereit gehalten werden, sagte Wilson.
Nach Informationen von ehemaligen Offizieren sei das Schummeln bei den regelmäßigen Eignungstests seit Jahrzehnten verbreitet und ein Problem. Allerdings ist der Druck, möglichst gute Ergebnisse zu erzielen, besonders in den letzten Jahren gewachsen - obwohl die Bedeutung von Nuklearwaffen für die USA mit dem Ende des Kalten Krieges abgenommen hat.