AKW Obrigheim Binnenschiff soll erstmals Atommüll transportieren

Kernkraftwerk Obrigheim (Archivfoto)
Foto: Matthias Ernert/ dpa/dpawebHochradioaktiver Atommüll aus einem abgeschalteten Atomkraftwerk soll zum ersten Mal innerhalb Deutschlands auf dem Wasserweg transportiert werden. 15 Castoren aus dem vom Netz genommenen Kernkraftwerk Obrigheim in Baden-Württemberg sollen auf dem Neckar rund 50 Kilometer zum Zwischenlager in Neckarwestheim befördert werden, wie der Energieversorger EnBW am Montag mitteilte.
Beide Standorte liegen am Neckar. Am AKW Obrigheim gebe es eine vorhandene Laderampe am Fluss, erklärte EnBW. In Neckarwestheim werde seit März 2016 eine Laderampe gebaut. Die Behälter mit insgesamt 342 verbrauchten Brennelementen sollen auf ein antriebsloses Schiff verladen werden, das von einem anderen Boot geschoben wird.
Die Verschiffung könne den Rückbau des stillgelegten AKW Obrigheim beschleunigen, heißt es. Der Chef der EnBW-Kernkraftsparte, Jörg Michels, hofft, dass die Genehmigungen des Bundesamtes für Strahlenschutz für Transport und Zwischenlagerung gegen Jahresende vorliegen. "Wir sind davon überzeugt, dass ein solcher Transport sicher und verantwortlich machbar ist."
Proteste der Gemeinde Neckarwestheim
Hauptgrund für die Wahl des Wasserwegs sei, dass es deutlich weniger Einschränkungen im Straßenverkehr gebe, die bei einem Transport per Lkw unumgänglich seien. Dazu gehörten die Umgehung von Engstellen wie Unterführungen und Verkehrskreiseln. Mit einer Verschiffung des Mülls könnte der Atomkonzern wohl auch Proteste gegen den Castor-Transport verhindern oder zumindest erschweren.
Die Gemeinde Neckarwestheim will die geplante Zwischenlagerung auf ihrem Gebiet verhindern. "Es gab Zusagen, daran hat sich die Politik zu halten", sagte Bürgermeister Jochen Winkler. Demnach sollte in Neckarwestheim nur Energie produziert und der Atommüll anderswo gelagert werden. Dennoch habe EnBW 2006 ein atomares Zwischenlager in der 3800-Einwohner-Kommune errichtet.