"Global Supertanker" Größtes Löschflugzeug der Welt hebt über Amazonasregion ab
Der Viru Viru International Airport in der Nähe von Santa Cruz de la Sierra ist Boliviens wichtigster Flughafen. Für Luftfahrtfans gibt es dort seit Ende vergangener Woche etwas ziemlich Spektakuläres zu sehen: Ein rot-weiß lackierter Jumbojet hebt bis zu vier Mal am Tag von der 3,5 Kilometer langen Startbahn ab. Der "Global Supertanker" ist das größte Löschflugzeug der Welt und gerade auf Anforderung der Regierung von Präsident Evo Morales hier, um beim Kampf gegen die Brände in der Savannenregion Chiquitania zu helfen.
Die umgebaute Boeing 747-400 ist im kalifornischen Sacramento zu Hause. Betrieben wird sie vom Unternehmen Global SuperTanker Services. Das Flugzeug trägt den Namen "Spirit of John Muir" und erinnert an einen schottisch-amerikanischen Naturphilosophen, der als einer der Mitgründer des Sierra Clubs den Naturschutz in den USA mit auf den Weg brachte. Auf dem Heckleitwerk prangen die weißen Ziffern "944" auf rotem Grund, eine interne Registriernummer des Betreibers.

Boeing 747-400: Der "Global Supertanker" im Einsatz
Besonders ist der Flieger, der in seinem früheren Leben erst als Passagiermaschine für Japan Airlines und später als Frachter für Evergreen International im Einsatz war, vor allem durch sein Innenleben: Hier stehen acht Drucktanks, die zusammen rund 72.000 Liter Wasser oder Spezialchemikalien aufnehmen können. Durch vier im Rumpf angebrachte Öffnungen lassen sich die Flüssigkeiten nach draußen pumpen. Sie können entweder auf einmal mit großer Wucht entleert oder langsamer als künstlicher Regen abgegeben werden.
Auf dem Viru Viru International Airport wird der Jet offenbar mithilfe mehrerer mobiler Wasserbecken betankt. Diese werden von Feuerwehrautos befüllt. So zeigen es Fotos, die der Flughafen auf Facebook veröffentlicht hat. Nach Angaben der Betreiberfirma dauert es gut eine halbe Stunde, das Flugzeug nach einem Einsatz wieder fit für die nächste Runde zu machen.
Nach Firmenpleite abgestellt
Beim Abwerfen des Wassers aus der Luft muss ein Stabilisierungssystem dafür sorgen, dass sich der Schwerpunkt des Jets nicht zu stark verändert - sonst könnte ein Absturz drohen. Entwickelt wurde das System vom Unternehmen Evergreen, das selbst einen Jumbo zur Brandbekämpfung aus der Luft betrieb. Allerdings rutschte die Firma 2013 in die Pleite, die fliegende Feuerlöschzentrale wurde am Pinal Airport in Arizona eingemottet. Dort wurde das Equipment schließlich ausgebaut und in der "Spirit of John Muir" installiert.
Auch wenn die technischen Daten des Fliegers beeindruckend klingen: Waldbrandexperten halten den praktischen Nutzen des teuren Geräts für eher überschaubar. "Das sieht spektakulär aus, ist aber nicht besonders effektiv", sagt etwa Christophe Neff vom Institut für Geographie und Geoökologie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). "Das Flugzeug ist für solche Einsätze nicht konzipiert. Es ist weder richtig wendig, noch kann es besonders tief fliegen." Beides wäre aber für eine effektive Brandbekämpfung sinnvoll.
Das Unternehmen kontert, die 747-400 habe ihre Wendigkeit bei früheren Einsätzen in den Bergen von Kalifornien, Mexiko und Chile bewiesen. Man trainiere außerdem regelmäßig im Kaskadengebirge des US-Bundesstaats Washington. Im Einsatz müsse die "Spirit of John Muir" nur etwa 60 Meter über dem höchsten Hindernis der Umgebung fliegen. An anderer Stelle ist von einer Mindestflughöhe von 120 Metern die Rede.
"Ein Flugzeug am Himmel zeigt vor allem Aktionismus", sagt allerdings auch Alexander Held vom European Forrest Institute in Bonn. Das Problem: Die wenigsten Feuer ließen sich komplett aus der Luft löschen, möglich sei das bestenfalls kurz nach dem Entstehen. "Wenn es drei Wochen brennt und man erst dann Flugzeuge in den Himmel schickt, dann ist das reine Symbolpolitik."

Brände in Brasilien: Apokalypse am Amazonas
Neben dem "Global Supertanker" in Bolivien kommen auch in Brasilien fliegende Feuerlöscher zum Einsatz gegen die Feuer im Amazonasgebiet. Hier hat das Militär Bilder zweier Lockheed C-130 Hercules veröffentlicht, die bei der Brandbekämpfung helfen sollen. Auch in diesem Fall dürfte die Mission der viermotorigen Turboprops vor allem als öffentlichkeitswirksames Zeichen zu verstehen sein - und weniger als effektives Mittel der Brandbekämpfung.
Die allermeisten Feuer, so Waldbrandexperte Held, würden durch einen Wasserabwurf aus der Luft lediglich gedämpft. Und das bringe nur dann etwas, wenn am Boden genügend Löschmannschaften für die weiteren Arbeiten zur Verfügung stünden. Im Fall der Feuer im Amazonasgebiet sei das aber oft gar nicht möglich: Das Gelände ist abgelegen und schwer zugänglich, zudem wüten Zehntausende Brandherde gleichzeitig.
Seinen Hilfseinsatz in Bolivien lässt sich das Unternehmen Global SuperTanker Services gut bezahlen. Nach bolivianischen Medienberichten kostet ein Einsatzflug rund 16.000 Dollar, insgesamt habe die Firma eine garantierte Summe von 800.000 Dollar gefordert. Die Betreiberfirma erklärt auf ihrer Website lediglich, man stelle keine Festpreise in Rechnung. Die Gebühren richteten sich jeweils nach Einsatzzeit und Treibstoffkosten. Man biete aber, pro Liter gerechnet, den günstigsten Preis aller Löschflugzeuge.