Hochradioaktiver Atommüll
Kommission empfiehlt Endlager mit Rückholmöglichkeit
Welche Anforderungen soll ein Endlager für hochradioaktive Abfälle erfüllen? Eine unabhängige Kommission hat nun Kriterien vorgeschlagen: Notfalls solle der Müll wieder geborgen werden können.
Ein geschlossenes Endlagerbergwerk solle den radioaktiven Abfall aufnehmen, jedoch zugleich die Möglichkeit zur späteren Bergung des Atommülls offenlassen, sagte die Vorsitzende der Kommission, Ursula Heimen-Esser (CDU), am Donnerstag in Berlin. Die Kommission sei zuversichtlich, bis Ende Juni einen Verfahrensvorschlag für die Standortsuche vorlegen zu können.
"Am Ende wird ein Lager in Deutschland gefunden", sagte Heimen-Esser. Derzeit kämen nach Abwägung verschiedener Kriterien noch rund 60 Standorte in Betracht. Welche Orte das seien, verriet die Kommissionsvorsitzende nicht.
Das bisherige Atommülllager Gorleben befinde sich jedoch weiterhin im Verfahren. Entscheidend sei, einen Standort zu finden, der "bestmögliche Sicherheit" für die Unterbringung von rund 30.000 Kubikmetern hochradioaktiven und weiteren 300.000 Kubikmetern mittel bis schwach radioaktiven Abfällen biete, betonte Heinen-Esser.
Bestmögliche Sicherheit bieten nach Definition der Kommission Standorte, die einen Strahlenschutz von Mensch und Umwelt über eine Million Jahre hinweg gewährleisten. Zudem solle der Ort mindestens einen Kilometer Abstand zu Siedlungsgebieten einhalten, nicht in einem Gebiet zur Trinkwasserversorgung liegen, nicht durch Bergbau oder geologische Aktivität beeinflussbar sein und dennoch verkehrsmäßig gut angebunden sein.
Spätere Generationen sollten zwar nicht Entscheidungen der Gegenwart ausbaden müssen, eine spätere Rückholbarkeit der Abfälle sei aber ebenfalls wichtiges Kriterium, sagte die Vorsitzende. Dies solle auch möglich sein, wenn das Lager schon vollständig verschlossen sei, solange die Atommüllbehälter noch intakt sind.
Denn so werde berücksichtigt, dass heute richtig wirkende Entscheidungen durch neue technische Möglichkeiten oder neu auftretende Probleme sich in Zukunft als Fehler erweisen könnten.
Die Kommission will den Entwurf ihres Endberichts Ende April bei einer öffentlichen Debatte mit Bürgern und Vertretern von Kommunen und Initiativen diskutieren. Schon vorher haben Interessierte unter www.endlagerbericht.de die Möglichkeit, einzelne Schritte des Verfahrens zu kommentieren und Vorschläge einzubringen.