Atomruine Fukushima Erneut Probleme mit Filtersystem

Filter für radioaktiv verseuchtes Wasser sind extrem wichtig für die Aufräumarbeiten im schwer verwüsteten Atomkraftwerk Fukushima. Wegen einer Fehlermeldung musste ein System nun außer Kraft gesetzt werden - auch wenn kein Leck gefunden wurde.
"Alps"-Filtersystem (bei einem Besuch von Premier Shinzo Abe, 19. September 2013): Erneute Probleme gemeldet

"Alps"-Filtersystem (bei einem Besuch von Premier Shinzo Abe, 19. September 2013): Erneute Probleme gemeldet

Foto: POOL/ REUTERS

Tokio - In der Atomruine Fukushima bereitet ein Filtersystem für radioaktiv verseuchtes Wasser erneut Probleme. Wie der Betreiberkonzern Tepco am Freitag bekanntgab, wurde der Betrieb nach einem Alarmsignal unterbrochen. Ein Leck sei aber nicht festgestellt worden.

Das von der Firma Toshiba hergestellte System namens "Alps" ("advanced liquid processing system") kann diverse Radionuklide, vor allem Strontium, herausfiltern - nicht jedoch strahlendes Tritium. Nach einer ersten Panne im Juni infolge von Korrosionsschäden wurde erst vor wenigen Tagen wieder der Testbetrieb aufgenommen. Auch dabei traten jedoch Probleme auf. Dem System kommt eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der riesigen Wassermassen auf dem AKW-Gelände zu. Eine andere Anlage filtert Cäsium aus dem Wasser. Sie ist von den aktuellen Problemen nicht betroffen.

Weil die Welt auf die Aufräumarbeiten in Fukushima schaut, sorgen selbst vergleichsweise kleine Meldungen wie die vom nun kurzzeitig abgeschalteten Filtersystem für Schlagzeilen. Zumal längst der Eindruck entstanden ist, dass der Betreiber mit den komplizierten Aufräumarbeiten überfordert ist. So war am Donnerstag erneut ein Leck in einem der Tanks entdeckt worden.

Es geht Tepco zufolge um einen 450 Tonnen fassenden Tank, der auf einer Art Rampe steht. Beim Befüllen sei die Schieflage des Behälters jedoch nicht beachtet worden, weswegen der Tank mit seiner undichten Abdeckplatte übergelaufen sei. Da die Tanks auf dem AKW-Gelände langsam nicht mehr ausreichen, um die täglich weiter steigenden Massen an verseuchtem Kühlwasser aus den Reaktoren zu lagern, wollte Tepco den Behälter so voll wie möglich füllen.

Eilig zusammengenietete Stahlplatten

Es sei möglich, dass dabei bis zu 430 Liter stark verstrahltes Wasser in den Pazifik gelangt sind, so die Firma. Das ist - im Vergleich zu früheren Lecks - eine eher kleine Menge. Andererseits: In dem Tank befindet sich Wasser mit einer Belastung von 580.000 Becquerel pro Liter an Beta-Strahlen, ausgehend unter anderem vom Element Strontium 90. Der gesetzliche Grenzwert für Strontium 90 liegt bei 30 Becquerel. Beta-Strahlen dringen jedoch nicht durch die Schutzkleidung der Reparaturtrupps.

Der Tank besteht aus Stahlplatten, die in Eile zusammengenietet worden waren - genau wie der Behälter, aus dem im August an anderer Stelle 300 Tonnen verstrahlten Wassers ausgelaufen und zum Teil wohl ebenfalls ins Meer gesickert waren.

Von den insgesamt rund 1000 Tanks, die Tepco auf dem Gelände des havarierten AKWs aufstellte, haben rund 350 Tanks die gleiche Konstruktion wie die Behälter, die nun anfangen leckzuschlagen. Insgesamt lagert Tepco mehr als 300.000 Tonnen an radioaktiv verseuchtem Wasser auf dem AKW-Gelände.

Das Wasser stammt aus der Kühlung der beschädigten Reaktoren, in deren Gebäude zusätzlich täglich Grundwasser eindringt und sich dort mit dem Kühlwasser vermischt. Die Tankkapazitäten reichen langsam nicht mehr aus. Das Atomkraftwerk war infolge des schweren Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 schwer beschädigt worden.

chs/dpa
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