Hamburg/Berlin - Es ist die zweite gefährliche Kollision innerhalb eines Monats: In der Antarktis hat nach Angaben der Tierschutzorganisation Sea Shepherd abermals ein japanischer Walfänger eines ihrer Boote gerammt. In den Rumpf der "Bob Barker" sei bei der absichtlichen Kollision ein Loch gerissen worden, teilte Gründungsmitglied Paul Watson am Samstag mit. Verletzt wurde demnach niemand, das Schiff wollte die Verfolgung der Walfänger wieder aufnehmen. Watson sprach von einer "fortgesetzten Eskalation der Gewalt" der Walfänger. Eine Bestätigung von japanischer Seite gab es zunächst nicht.
Bereits am 6. Januar war ein Boot der Sea Shepherd Conservation Society absichtlich gerammt worden.Die "Bob Barker" hinderte Watson zufolge die Walfänger daran, erlegte Tiere zur Verarbeitung auf ein größeres Schiff zu verladen. Sie habe hinter dem Fabrikschiff "Yushin Maru" Position bezogen, sagte Watson über Satellitentelefon. Vier japanische Schiffe hätten die "Yushin Maru" dadurch nicht erreichen können und die "Bob Barker" umkreist. Eines habe das Boot der Tierschützer daraufhin absichtlich gerammt. Das entstandene Loch werde bereits repariert, erklärte die Organisation.
Auf von Sea Shepherd veröffentlichten Videoaufnahmen sind die "Bob Barker" und die "Yushin Maru" zunächst nebeneinander zu sehen, dann nähern sie sich einander an. Das japanische Schiff scheint abzudrehen, richtet sein Heck dann aber scharf gegen die "Bob Barker". Die Aufnahmen wurden vom Schiff der Tierschützer aus gemacht. Die Kollision ist wegen Gischt nicht zu erkennen, allerdings ist ein schepperndes Geräusch zu hören, bevor sich die beiden Schiffe trennen.
Bei der Kollision im Januar war das Tierschützerboot gesunken
Bei dem Vorfall am 6. Januar war die "Ady Gil" nach der Kollision, bei der ihr der Bug weggerissen wurde, gesunken. Seit dem bisher nicht geahndeten Vorfall fühlten sich die Japaner offenbar zu allem berechtigt und hätten "keine Gewissensbisse, die Besatzung von Sea Shepherd zu gefährden", sagte Sprecher Watson. Sea Shepherd reichte gegen die Besatzung des Walfängers Klage wegen Piraterie ein und will Schadensersatz fordern. Australien und Neuseeland leiteten Untersuchungen ein.
Die Flotte der Sea Shepherd bestand bislang aus drei Schiffen. Die Ende der siebziger Jahre gegründete Bewegung hat prominente Unterstützer aus Hollywood, unter anderem von Sean Penn, Pierce Brosnan und Martin Sheen.
Seit Jahren versucht Sea Shepherd, mit Hightech-Schnellbooten japanische Walfänger zu stoppen und so die Meeressäuger zu schützen. Scharmützel mit Stinkbomben, Lärmpistolen oder Seilen zur Blockade von Schiffschrauben gehören dabei zur Tagesordnung. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, sich immer gefährlicher zu verhalten. Australien und Neuseeland, die für Rettungsaktionen in dem Gebiet verantwortlich sind, haben sowohl Japan als auch die Tierschützer daher zu Zurückhaltung aufgefordert.
Japan tötet - offiziell zu wissenschaftlichen Zwecken - jährlich etwa 1200 Wale in der Antarktis. Tierschützer sowie mehrere Mitgliedstaaten der Internationalen Walfangkommission wollen dies verhindern. Sie werfen Tokio vor, unter dem Vorwand der Forschung kommerziellen Walfang zu betreiben.
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Laser-Attacken: Mit diesem Laser-Schuss von der "Bob Barker" gegen den japanischen Walfänger...
...eskalierte die Auseinandersetzung zwischen den Schiffen.
Annäherung: Die "Bob Barker" fährt an den Walfänger heran.
Kurz vor der Kollision: Die "Bob Barker" und die "Yushin Maru" ganz nah beieinander
Schaden: So sieht die Bootswand der "Bob Barker" nach der Kollision aus.
Umweltaktivist Paul Watson: "Ich bin da, um sie zu stoppen."
"Ady Gil": Das im Januar beschädigte Hightech-Schiff aus Kohlefaser und Kevlar hatte im Jahr 2008 einen neuen Weltrekord in der Weltumrundung geschafft.
"Ady Gil": Es gehört einem Hollywood-Unternehmer, der es den Tierschützern zur Verfügung gestellt hat.
Tierschützer an Bord der "Ady Gil": Sie hatten das Walfangschiff "Shonan Maru 2" mit Stinkbomben beworfen.
"Ady Gil" im Einsatz: Mit dem Kabel versuchten die Tierschützer - zumindest nach Angaben der japanischen Walfänger -, das Ruder und die Schiffsschraube der "Shonan Maru 2" lahmzulegen.
"Ady Gil" von der "Shonan Maru 2" aus fotografiert: Die Störaktion nahm ein spektakuläres Ende.
Rammattacke: Die "Shonan Maru 2" hält direkt auf die "Ady Gil" zu ...
... und pflügt über das vordere Ende des Boots.
Zweigeteilt: Der Bug der "Ady Gil" ist verschwunden.
"Shonan Maru 2", Trimaran "Ady Gil": Sea Shepherd wirft der Besatzung des Walfangschiffs vor, die "Ady Gil" absichtlich gerammt zu haben.
Sechs Walschützer wurden gerettet. "Wir haben hier nun einen echten Walkrieg - und wir haben nicht vor, uns zurückzuziehen."