
Terahertz-Strahlen: Blick in die Mumie
Blick in altes Gewebe Mumien im Nacktscanner
Tutanchamun im Körperscanner? Warum nicht, haben sich Wissenschaftler aus Freiburg gedacht. Sie haben einen vergleichbaren Apparat für Mumien entwickelt - oder besser gesagt für Mumienteile. Markus Walther und Andreas Bitzer vom Materialforschungszentrum Freiburg haben die Tausende Jahre alten einbalsamierten Leichnteile mit Terahertz-Strahlung durchleuchtet. In einer kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift "American Journal of Physical Anthropology" berichten sie über die Ergebnisse des deutsch-schweizerischen Projekts.
"Zugegeben, mit der Strahlung sieht man nicht ganz so gut wie mit Röntgen zum Beispiel in einem Computertomographen", sagt Walther. Im Gegenzug fielen aber die schädlichen Folgen für die untersuchte Mumie weit geringer aus.
Doch wieso kann man bei den Mumien überhaupt die Knochen sehen - und bei den gescannten Passagieren nur unter die Kleidung? Beim lebenden Menschen werden die Terahertz-Strahlenfast vollständig reflektiert. Das liegt daran, dass sie kein Wasser durchdringen können. Deswegen kann ein gängiger Körperscanner nur abbilden, was sich auf der Hautoberfläche befindet. Anders bei einer Mumie: "Mumien sind nahezu wasserfrei", sagt Walther. "Das Terahertz-Licht kann somit, ähnlich wie Röntgenstrahlen, weit unter die Haut und sogar durch den Körper hindurchstrahlen."
Entscheidend aber ist, dass die Prozedur für eine Mumie schonender ist als eine Röntgenuntersuchung. Denn die ionisierende Strahlung könnte wertvolle DNA-Reste zerstören, die sogar noch nach 4000 Jahren erhalten sein können, so die Forscher. Das Erbgut können Archäologen wertvolle Hinweise auf Verwandtschaftsbeziehungen und Krankheiten geben - so geschehen im jüngsten Fall von Tutanchamun.
"Besonders bei dünnen Proben brauchbare Terahertz-Bilder"
Walther und Bitzer konnten zeigen, dass die Knochen im Terahertzbild deutlich erkennbar sind. Doch auch Grabbeigaben wie Amulette oder Waffen lassen sich sogar in noch einbandagierten Mumien auffinden. "Besonders bei dünnen Proben wie zum Beispiel einer einzelnen Mumienhand oder bei Grabbeigaben wie etwa einem 4000 Jahre alten mumifizierten Fisch konnten brauchbare Terahertz-Bilder erzeugt werden", sagten Walther und Bitzer SPIEGEL ONLINE.
Die Untersuchung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Mumienforscher Frank Rühli und Lena Öhrström von der Universität Zürich im Rahmen des Swiss Mummy Projekt. Rühli hatte zuvor auch schon den berühmten Gletschermann Ötzi untersucht.
Die Untersuchung der Mumien mit dem Körperscanner ist, darauf weisen die Forscher dezidiert hin, zunächst ein Pilotprojekt. Ob jemals komplette Mumien mit Terahertz-Strahlung zweckmässig durchleuchtet werden können, das sei noch fraglich.