Flugsicherheitsbehörde EASA
737 Max darf wieder in Europa starten
Nach zwei Abstürzen durfte die Boeing 737 Max in Europa seit März 2019 nicht fliegen. Nun sind die Aufsichtsbehörden mit Änderungen zufrieden. Kritiker sehen weiter Probleme.
Boeing-Werk in Renton (US-Bundesstaat Washington, März 2019)
Foto: JASON REDMOND / AFP
Die Europäische Flugsicherheitsbehörde (EASA) hat entschieden: Die Boeing 737 Max darf wieder fliegen. Zuvor hatten bereits die Aufsichtsbehörden in den USA und Kanada die entsprechende Erlaubnis erteilt.
Die EU-Behörde hatte sich – anders als sonst – entschieden, eine eigene Einschätzung vorzunehmen anstatt wie sonst üblich dem Urteil der Kollegen jenseits des Atlantiks zu folgen. Hintergrund könnte auch die zwischenzeitlich zu enge Beziehung zwischen US-Aufsichtsbehörde FAA und Boeing sein. Zum Programm der Europäer gehörten auch eigene Testflüge. »Wir haben jeden Stein umgedreht«, hatte EASA-Chef Patrick Ky erklärt.
Die 737 Max hatte seit März 2019 nicht starten dürfen. Grund waren zwei Abstürze in Indonesien und Äthiopien, bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen waren. Verantwortlich dafür war ein Fehler im Assistenzsystem MCAS.
Dieses System sollte eigentlich einen zu steilen Steigflug des Jets – und damit einen gefährlichen Strömungsabriss – verhindern. Weil sich das System aber auf die Informationen eines einzigen – bei den Unglücksmaschinen defekten – Sensors verließ, lieferte es falsche Steuerkommandos – und schickte die Maschinen auf einen durch die Besatzungen nicht mehr zu korrigierenden Sturzflug.
Milliardenschwere Strafzahlung
Boeing hat die Software des MCAS-Systems korrigiert, auch die Schulung für die Piloten wurde verbessert. Mit Strafzahlungen von 2,5 Milliarden Dollar konnte die Firma außerdem das Ende der strafrechtlichen Ermittlungen erreichen.
Ein früherer Boeing-Manager erhebt unterdessen weiter schwere Vorwürfe gegen die Firma. Ed Pierson hatte 2015 bis 2018 in verantwortlicher Position in der Fertigung der 737 gearbeitet. Bereits vor mehr als einem Jahr beklagte er bei einer Anhörung des US-Kongresses problematische Bedingungen in der Produktion. Er habe »eine Fabrik im Chaos erlebt«, so Pierson damals.
Nun veröffentlichte er einen 14-seitigen Bericht, wonach fundamentale Produktions- und Qualitätsprobleme für die Abstürze verantwortlich sein könnten. »Wir können entweder diese Produktionsprobleme untersuchen und beheben, oder wir können auf eine weitere Katastrophe warten«, lautet die Schlussfolgerung des Papiers.
Boeing hatte die 737 Max vor allem für die Anforderungen von Billigfluggesellschaften entwickelt. Die Maschine sollte zum wichtigsten Modell des Konzerns werden und dem europäischen Konkurrenten Airbus Marktanteile abnehmen. Sie basiert auf einem im Grundsatz seit den Sechzigerjahren gebauten Modell, hat aber modernere und sparsame Triebwerke. Diese hatten aus Sicht von Boeing die Einführung des MCAS-Systems nötig gemacht. Inzwischen haben Fluggesellschaften Hunderte Bestellungen wieder storniert, weil in der Corona-bedingten Luftfahrtkrise deutlich weniger Maschinen als sonst unterwegs sind. Boeing droht ein Rekordverlust.