E.on-AKW Experten rätseln über Mini-Riss im Reaktor-Innenbereich

Arbeiter im AKW Grafenrheinfeld: Beunruhigender Vorfall
Foto: David Ebener/ dpaHamburg - Es war ein Vorfall, der für heftige Diskussionen sorgte: Nach SPIEGEL-Informationen haben sich Bundesumweltministerium und Atomkraftexperten Ende vergangenen Jahres um die Sicherheit von E.ons Atomkraftwerk Grafenrheinfeld gesorgt.
Bereits im Juni 2010 war E.on bei einer Routinekontrolle eine ungewöhnliche Anzeige aufgefallen, die auf einen möglichen Riss im Bereich eines Thermoschutzrohrs hindeutet. Der mögliche Riss liegt im Innenbereich des Reaktors im nuklearen Teil der Anlage an einer Leitung, die den Hauptkühlkreislauf mit dem Druckbehälter des Reaktors verbindet.
Ein Bruch der Leitung würde zu "schwerem Kühlmittelaustritt" und in der Folge einem in Deutschland so noch nie dagewesenen "Störfall der Stufe 3" führen, so die Meinung von Experten in der Abteilung für Reaktorsicherheit des Bundesumweltministeriums.
E.on und die zuständige bayerische Atomaufsicht hatten den Vorfall zunächst als nicht meldepflichtig eingestuft und ihn erst sechs Monate später kurz vor Weihnachten bekanntgegeben. Auch das zuständige Referat des Bundesumweltministeriums hatte erst Monate später von dem Vorgang erfahren und daraufhin eine umgehende Abschaltung des Reaktors gefordert.
E.on betont, dass von einem möglichen Riss mit einer Größe von 2,7 Millimetern in dem Rohr keine Gefahr ausgehe, selbst wenn er tatsächlich vorhanden wäre. Das hätten alle Berechnungen, Simulationen und Begutachtungen gezeigt.
Auch die Reaktorsicherheitskommission, die vom Bundesumweltministerium eingeschaltet wurde, diskutierte den Vorfall in Grafenrheinfeld kurz vor Weihnachten ausgiebig. E.on hatte zu diesem Zeitpunkt aber bereits beschlossen, das betroffene Teil freiwillig im März auszutauschen.
Dies, heißt es im Konzern, geschehe rein vorsorglich und vor dem Hintergrund, die genaue Ursache für die Anzeige festzustellen und Schlüsse auch für andere Reaktoren daraus zu ziehen.