Strahlenschutz-Chef "Endlager vor 2050 wäre sehr ambitioniert"

Fässer mit Atommüll im Endlager in Morsleben: In dem alten Bergwerk lagert schwach strahlender Müll
Foto: Jens Wolf/ picture alliance / dpaHamburg/Berlin - Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Wolfram König, rechnet frühestens im Jahr 2050 mit einem betriebsbereiten Endlager für hochradioaktiven Atommüll in Deutschland. "Das wäre sehr ambitioniert", sagte König der Deutschen Presse-Agentur vor der ersten Sitzung der Endlager-Kommission am Donnerstag.
Die Kommission soll bis 2016 Kriterien für die bundesweite Suche erarbeiten. "Alle früheren Zeitvorstellungen haben sich als falsch erwiesen", betonte König. Bis 2031 soll ein Ort gefunden und dann dort ein Endlager gebaut werden. "Aber wir dürfen das Problem auch nicht immer weiter in die Zukunft verschieben".

Bei Schacht Konrad, dem geplanten Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, habe das Atomforum zum Beispiel 1984 gesagt, es werde 1989 in Betrieb gehen. Nun sei von 2022 die Rede. König wies darauf hin, dass für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle nicht ganz Deutschland infrage komme, mögliche Endlagerregionen gebe es unter anderem in Norddeutschland.
Bayern sträubt sich
"Das, was wir brauchen, ist eine Tiefenlagerung. Als Wirtsgesteine kommen Salz, Ton und im Prinzip auch Granitgestein infrage", sagte der oberste Strahlenschützer. Auch Regionen in Süddeutschland kommen in Betracht; Bayern jedoch sträubt sich gegen ein Endlager, obwohl auch dort Regionen geeignet scheinen.
Die Abfälle müssten auch gegen mögliche Umweltveränderungen sicher abgeschirmt werden. Neben den schwierigen fachlichen Erwägungen müsse zudem noch die finanzielle Frage geklärt werden.

Atomausstieg: So baut man ein Atomkraftwerk ab
"Wer stellt sicher, dass genug Geld für den Abriss und die Endlagerung zur Verfügung steht, wenn wir es erst mehrere Jahrzehnte später brauchen?", so König mit Blick auf die jüngste Debatte um die Rückstellungen der Atomkonzerne. Ein Abschieben des Atommülls etwa nach Russland dürfe keine Option sein. "Schon aus ethischen Gründen dürfen wir nicht den billigsten Weg der Auslandsentsorgung gehen."