Echtzeit-Anzeiger Wie wir beim Duschen mehr Energie sparen könnten

Eine warme Dusche ist eine Wohltat - die allerdings auch viel Wasser und Energie verbraucht. Forscher konnten nun zeigen: Wird der Energieverbrauch in Hotelzimmern in Echtzeit angezeigt, duschten die Gäste sparsamer.
Anzeiger für Energie- und Wasserverbrauch

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Foto: Amphiro

Energie und Ressourcen einzusparen ist wichtig, damit wir unsere Umwelt schonen - dieser Aussage würden vermutlich die meisten Menschen zustimmen. Doch bei der Umsetzung solcher Vorhaben, scheitern wir alle täglich. Das zeigt derzeit sehr eindrucksvoll ein Blick auf Deutschlands Fahrradwege. Jetzt im Herbst sind sie wieder ziemlich leer - vermutlich ist es den meisten schlicht zu kalt. Dabei ist ihnen sicher bewusst, dass die Nutzung eines Autos der Umwelt nicht guttut.

Wie es zumindest beim Duschen gelingen könnte, sich ressourcenschonender zu verhalten, haben nun Forscher in einer Studie im Fachblatt "Nature Energy"  gezeigt. Dafür statteten sie in Hotels Badezimmer mit Echtzeit-Anzeigern des Energieverbrauchs aus - die Menschen konnten nun direkt ablesen, was sie beim Duschen verbrauchten. Das Ergebnis: Obwohl die Hotelgäste keinerlei finanziellen Nutzen hatten, wurde die verbrauchte Energiemenge um mehr als elf Prozent gesenkt.

Das Besondere an der Studie ist, dass die Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und der Universität Bamberg das Einsparpotenzial nicht an freiwilligen Versuchsteilnehmern untersuchten, sondern an Hotelgästen. Diese waren sich nicht bewusst, Teil einer Studie zu sein.

In sechs Schweizer Hotels stattete das Team insgesamt 265 Duschen mit einer digitalen Anzeige aus: Diese gab in 40 Prozent der Badezimmer nur die Wassertemperatur an. In den übrigen 60 Prozent zeigte sie die verbrauchte Wasser- und Energiemenge an sowie einen stilisierten Eisbären, der sich - je nach Energieverbrauch - entweder auf einem Stück Eis, einer Eisscholle oder schon unter Wasser befand. "Wir haben das mit und ohne Eisbär getestet - das machte aber keinen Unterschied", sagt Erstautorin Verena Tiefenbeck von der ETH.

Bei insgesamt fast 20.000 Duschvorgängen von Februar bis April 2016 verbrauchten jene Hotelgäste mit der intelligenten Echtzeit-Anzeige 11,4 Prozent weniger Energie als die anderen Kunden, die nur die Temperatur sahen. Pro Duschvorgang sank der Verbrauch von sonst 1,883 Kilowattstunden um 0,215 Kilowattstunden (kWh). "Die Menschen haben vor allem kürzer geduscht", erläutert die Wirtschaftsinformatikerin Tiefenbeck.

Rückmeldung in Echtzeit

Zwei der Autoren haben allerdings ein Unternehmen für solche Echtzeit-Energieanzeiger gegründet. Sie waren aber weder an der Datenauswertung noch an der Betreuung der Geräte in den Hotelzimmern beteiligt, heißt es. Die Autoren betonten zudem, bei ihrer Studie unabhängig geforscht zu haben.

Bei einem Großhandelspreis von 40 Schweizer Franken (umgerechnet 35 Euro) pro Gerät, so kalkuliert das Team, hätten sich diese Kosten für Hotels schon nach 2,2 Jahren ausgezahlt. Dabei gehen sie von einem Preis von 0,128 Franken pro kWh zum Erwärmen des Wassers, einem Wasserpreis von 3,8 Franken pro Kubikmeter, einem Verbrauch von 3,56 Litern pro Dusche und 1,2 Duschvorgängen pro Tag aus.

Die Preise seien in Deutschland und der Schweiz recht vergleichbar, betont Tiefenbeck. Allerdings seien die Geräte im Einzelhandel teurer. Dennoch würden sie sich bei einem Privathaushalt von rechnerisch 2,1 Personen schon nach etwa neun Monaten bezahlt machen - zumindest, wenn das Einsparpotenzial bei Privathaushalten ähnlich hoch wie bei den Hotelgästen bliebe.

joe/dpa
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