Energiewaffe Fliegender Laser holt Rakete vom Himmel

Es soll eine revolutionäre Waffe sein: Ein Laser an Bord eines Jumbo-Jets hat eine ballistische Rakete vom Himmel geholt, meldet die US-Armee. Dass die Strahlenkanone in der Praxis funktionieren kann, dürfte mit dem erfolgreichen Test aber noch nicht bewiesen sein.
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Airborne Laser: Die fliegende Strahlenkanone

Foto: LARRY DOWNING/ REUTERS

Washington - Der Airborne Laser kommt spät, aber gewaltig. Zumindest wenn man dem US-Militär glaubt. Dieses hatte ursprünglich schon für 2008 den ersten Lasereinsatz gegen eine ballistische Versuchsrakete geplant, jetzt hat der Test endlich stattgefunden - und er soll erfolgreich verlaufen sein.

Die Missile Defense Agency teilte an diesem Freitag mit, dass der Airborne Laser in der Nacht über der Küste von Zentralkalifornien eine Rakete während der Startphase abgeschossen hat. Das Steuersystem an Bord des Flugzeugs habe die Rakete erfasst. Sensoren in der Rakete hätten vor deren Zerstörung bestätigt, dass der Laser sein Ziel getroffen habe.

Die Missile Defense Agency geriet in ihrer Mitteilung ins Schwärmen: "Der revolutionäre Einsatz von gerichteter Energie ist äußerst attraktiv für die Raketenabwehr und hat das Potential, mehrere Ziele gleichzeitig in einem Umkreis von Hunderten Kilometern mit Lichtgeschwindigkeit anzugreifen." Außerdem seien die Kosten je Abschuss im Vergleich zu den derzeitigen Technologien niedrig.

Grundsätzliche Zweifel am Konzept des fliegenden Lasers

Unabhängige Experten sind allerdings bei weitem nicht so optimistisch, was die realen Einsatzmöglichkeiten des fliegenden Lasers betrifft. Denn die hängen nicht nur davon ab, ob der Energiestrahl sein Ziel treffen kann.

Als Teil des umstrittenen US-Raketenschilds soll der Airborne Laser feindliche Interkontinentalraketen in deren Startphase abschießen. In dieser Phase ist eine Rakete am verwundbarsten, da sie vergleichsweise langsam fliegt und leicht zu orten ist. Dabei gibt es allerdings ein grundsätzliches Problem: Die Boost-Phase ist so kurz, dass das Laser-Flugzeug im Moment des Rakentenstarts nicht nur bereits in der Luft, sondern der Startrampe sehr nahe sein müsste, um eine Chance zum Abschuss zu haben.

Die Triebwerke von Flüssigtreibstoff-Raketen, wie sie Nordkorea und Iran besitzen, brennen rund vier Minuten lang, die von fortschrittlicheren Feststoffraketen nur rund 170 Sekunden. Dann hat das Geschoss den Weltraum erreicht und rast danach im freien Fall auf sein Ziel zu.

Experten der American Physical Society haben berechnet, dass nach Abrechnung der Zeit, die für die Identifikation des feindlichen Flugkörpers benötigt wird, nur 140 bis 170 Sekunden bleiben, um eine startende Flüssigstoffrakete mit einem Laser zu treffen. Bei einer Feststoffrakete schrumpfe das Zeitfenster gar auf 90 bis 120 Sekunden. Kritiker glauben deshalb, dass der erfolgreiche Einsatz des fliegenden Lasers in der Praxis extrem schwierig, wenn nicht gar unmöglich sein dürfte. Ähnliche Bedenken gibt es auch gegenüber der amerikanischen Raketenabwehr insgesamt.

mbe/Reuters
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