Fahrplan für AKW-Abriss Demontage von Fukushima wird 40 Jahre dauern

Wann ist das Katastrophen-AKW Fukushima unter Kontrolle? Zwar scheint die Temperatur im Innern der Reaktoren stabil zu sein. Doch bis zur Demontage werden noch 40 Jahre vergehen, schätzen Experten. Allein die Bergung der freiliegenden Brennelemente im Abklingbecken könnte noch Jahre dauern.
AKW-Ruine Fukushima Daiichi (Archivbild): Temperatur im Innern unter 100 Grad gefallen

AKW-Ruine Fukushima Daiichi (Archivbild): Temperatur im Innern unter 100 Grad gefallen

Foto: dapd

Tokio - Die Demontage des havarierten Atomkraftwerks Fukushima im Nordosten Japans soll nach Regierungsplänen etwa 40 Jahre dauern. Der Abriss solle in mehreren Etappen erfolgen, sagte Umweltminister Goshi Hosono am Mittwoch in Tokio.

In etwa zwei Jahren solle mit der Bergung des ausgedienten Brennmaterials begonnen werden, das in den Abklingbecken des Reaktor 4 gelagert war. Allein dieser Vorgang werde mehrere Jahre dauern, weil die Kühlsysteme und die Becken neu instandgesetzt werden müssten. Zwar war zum Zeitpunkt der Katastrophe Reaktor 4 abgeschaltet. Dennoch wurde das Dach des Gebäudes zerstört, in dem die Brennelemente zur Kühlung in einem Wasserbasin liegen. Damit ist die Lage dort alles andere als sicher. In puncto Sicherheit wäre der Abtransport der freiliegenden Brennelemente ein großer Erfolg.

Der Fahrplan zur Demontage wurde wenige Tage nach der Erklärung veröffentlicht, die Anlage sei stabil: Am Freitag hatte Japans Regierung die sogenannte Kaltabschaltung der Reaktoren verkündet. Die Reaktoren in der havarierten Anlage befänden sich "im Zustand der Kaltabschaltung, so dass das Unglück nun unter Kontrolle ist", hatte Japans Premierminister Yoshihiko Noda gesagt.

Weiterhin für Katastrophen anfällig

Die Temperatur im Innern der Reaktoren ist unter 100 Grad Celsius gefallen. Damit ist das radioaktive Material in den Reaktorkammern stabil, und es kann theoretisch zu keinen unkontrollierten Kettenreaktionen mehr kommen. Kritiker aber warnen: Die Reaktoren sind weiterhin für etwaige Katastrophen anfällig. So schätzen unter anderem Experten der deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) die Lage ein.

Die Bergung des nach der Katastrophe vom März geschmolzenen Atommaterials in den Reaktoren 1 bis 3 solle in rund zehn Jahren begonnen und dann binnen weiterer 20 bis 30 Jahre abgeschlossen werden, sagte Japans Umweltminister Hosono. Hierfür seien neue technische Anlagen nötig. Die Arbeiten sollten erfolgen, ohne dass sich "neue Risiken" für die Bevölkerung ergeben, sagte der Minister. Handelsminister Yukio Edano sagte, die Regierung wolle das Konzept entschieden und sicher abarbeiten und dabei auch die Ansichten der Anwohner berücksichtigen, die wegen des GAUs ihre Häuser verlassen mussten.

Das schwere Unglück in Fukushima hatte sich am 11. März als Folge eines starken Erdbebens und eines anschließenden Tsunamis ereignet. Wegen der Katastrophe mussten mehr als 100.000 Menschen aus ihrer Heimat in der Umgebung des Kraftwerks fliehen.

cib/AFP/dapd
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