

Eigentlich sind es zwei Oldtimer, mit denen Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in der Antarktis und der Arktis im Einsatz sind. Denn die Flugzeuge "Polar 5" und "Polar 6" sind zwar modern ausgestattet, aber ihre Rümpfe sind historisch. Die "Polar 5" ist 75 Jahre alt. Doch auch mit alten Maschinen lässt sich moderne Forschung betreiben.
Die beiden Flieger basieren auf der berühmten Douglas DC-3, die als Rosinenbomber Geschichte schrieb. Mit Maschinen dieses Typs brachten die westlichen Alliierten vor fast 70 Jahren Lebensmittel und Kohle nach West-Berlin.
Die "Polar 6" ist gerade wieder in der Antarktis unterwegs. Die Schwestermaschine "Polar 5" wird zurzeit auf eine Expedition in Grönland vorbereitet, die im Frühjahr 2018 startet. Es sind besonders robuste Maschinen. "Im Gegensatz zu den meisten anderen Flugzeugtypen gibt es für die DC-3 von Seiten des Herstellers keine Lebenszeitbegrenzung, weder nach Alter noch nach geleisteten Flugstunden", erklärt AWI-Direktorin Antje Boetius.
AWI-Geophysiker Daniel Steinhage kennt die Vorzüge der beiden Polar-Flugzeuge: "Man kann aufrecht drin stehen", sagt der Wissenschaftler. Außerdem ist viel Platz für nötige Geräte. Die Maschinen könnten in entlegene Gebiete fliegen, die Schiffe, Helikopter oder Schneemobile nicht erreichen. Der 49-jährige Forscher war schon mehrfach mit einem AWI-Flugzeug in unzugänglichen Polargebieten unterwegs, um Messungen vorzunehmen.
Für den Gebrauch im ewigen Eis wurden die Flieger besonders präpariert: Neben aufblasbaren Enteisungsmatten für die Flügelkanten und Heizungen für die Propeller gibt es auch Skier zum Starten und Landen. "Es existieren in der Antarktis nur wenige Pisten, die für Räder geeignet sind", sagt Steinhage. Wird eine der beiden Maschinen an der AWI-Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis erwartet, präparieren die Bewohner vorher eine 1500 Meter lange Piste.
Proviant und Material bringen die Flieger eher selten mit, das übernimmt das AWI-Forschungsschiff Polarstern. Denn jedes Gramm Gewicht verbraucht mehr Sprit. "Das wird ganz schnell recht teuer", sagt Steinhage. Das gleiche gilt für Messflüge. "Wenn sich Kollegen beschweren, dass ihnen die Reichweite zu kurz ist, rate ich: Lasst Leute am Boden", erzählt der Forscher. Denn mit jedem Wissenschaftler weniger an Bord sind auch weniger Überlebensmaterial und Verpflegung für Notfälle vorgeschrieben. Und geringeres Gewicht bedeutet mehr Reichweite.
Als erstes deutsches Forschungsflugzeug am Nordpol
"Da haben wir Geophysiker es sowieso besser", sagt Steinhage. "Wir brauchen zum Kartieren meist nur zwei Kollegen. Die Atmosphärenforscher benötigen dagegen bis zu sechs, weil sie mehr Geräte haben, die bedient werden müssen." In diesem Jahr erreichte die "Polar 6" als erstes deutsches Forschungsflugzeug den Nordpol, damit Geophysiker die Meereisdicke und die Transportwege von Meereis im Arktischen Ozean erforschen können.
Atmosphärenforscher erfassen wiederum Spurengase oder Partikel in der Luft, die wichtig für die Wolkenbildung sind. Geflogen wird in der Regel in bis zu 3000 Metern Höhe - so hoch, wie es ohne Sauerstoffzufuhr möglich ist. "Die Maschine hat keine Druckkabine", erklärt Steinhage. Geht es höher in die Luft, werden von der Crew Sauerstoffmasken benötigt. Manchmal fliegen die Piloten, die von einer kanadischen Firma kommen, aber auch nur 30 Meter über dem Meereis - je nachdem, wie detailreich eine Messung sein soll. Unterhalt und Betrieb der Flugzeuge und der Messtechnik kosten über fünf Millionen Euro pro Jahr.
Um überhaupt fliegen zu können, muss das Wetter mitspielen. "Manchmal braucht man Geduld, um starten zu können", so Steinhage. Mitunter verändern sich die Verhältnisse im Laufe eines Einsatzes. "Wir sind durchaus schon bei Bedingungen geflogen, die grenzwertig waren", sagt Steinhage. "Wenn ringsum plötzlich alles weiß ist und man keine Kontraste mehr erkennt, kann man beim Landen nicht mehr abschätzen, wie hoch man noch ist."
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Betanken des Forschungsfliegers "Polar 5" des Alfred-Wegener Instituts an der Wetterstation Eureka im äußersten Norden Kanadas.
Die "Polar 5" schleppt die Eisdickensonde, den so genannten EM-Bird bei einem Testflug.
Das Netcare-Team der "Polar 5": Piloten, Flugzeugmechaniker, Hilfskräfte und Wissenschaftler stehen an der nördlichsten Wetterstation der Erde, Eureka in der Arktis.
Frontalansicht der "Polar 5". Die Maschine basiert auf der berühmten Douglas DC-3, die als Rosinenbomber Geschichte schrieb.
AWI-Forscher Daniel Steinhage steht in Bremerhaven im Foyer des Alfred-Wegener-Institut (AWI) vor einem Modell des Polarfliegers "Polar 5".
Hier überfliegt die "Polar 5" das Forschungsschiff "Polarstern" bei einem Zwischenstopp auf Spitzbergen (Norwegen).
DLR-Mitarbeiter Paul Zabel: Der Ingenieur wird ab Dezember auf der Neumayer-Station III in der Antarktis leben - und dort in einem speziellen Container Salat, Gurken, Kräuter und Tomaten heranziehen.
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