Roboterbilder aus dem AKW Fukushima Ein Mensch würde hier binnen einer Stunde sterben
Zurückkehren wird er nicht mehr: Ein Roboter hat erstmals Bilder aus dem Inneren eines der Unglücksreaktoren in Fukushima gemacht. Die Betreiberfirma Tepco hatte das Gerät in die Atomruine geschickt, allerdings blieb es nach wenigen Stunden und einem Drittel der geplanten Mission stecken. Tepco gab das ferngesteuerte Gerät auf. Einige Daten konnte der Roboter aber erfassen.
Die von dem Roboter gemessene Strahlendosis im Reaktor 1 erreicht demnach bis zu 9,7 Sievert pro Stunde. Laut Tepco-Sprecher Teruaki Kobayashi sei die Strahlung deutlich geringer als erwartet, sodass Roboter zukünftig länger in dem Reaktor bleiben könnten und auch kabellose Datenverbindungen denkbar wären. Ein Mensch würde bei der Strahlung dagegen innerhalb einer Stunde sterben. Die Temperatur im Reaktor lag den Angaben zufolge zwischen 17,8 und 20,2 Grad Celsius.
Weiße Flecken durch Gamma-Strahlung
Die Bilder des 60 Zentimeter langen, schlangenförmigen Gefährts zeigen den Bereich unterhalb des Reaktorkerns. Der Roboter gelangte durch eine Röhre auf einen Sockel in dem Reaktorgebäude. Die Aufnahmen zeigen wabernde Staubwolken oder Dampf - angeleuchtet von der Lampe des Roboters. Überall liegen Trümmerteile aus Gestein oder Metall. Experten halten die zahlreichen weißen Flecken in den Aufnahmen für Spuren von Gamma-Strahlung auf dem Bildsensor.

Blick in AKW Fukushima: Gespenstische Trümmerwelt
Wichtig war die erste Untersuchung auch für weitere Erkundungstouren: Laut Tepco wurden im Sicherheitsbehälter des Reaktors Nummer 1 nahe der Öffnung zum Tiefgeschoss keine größeren Hindernisse gesichtet. Dies gilt als positives Zeichen für die weitere Suche nach den geschmolzenen Brennstäben. Dazu sollen weitere Roboter in den Reaktor geschickt werden. Ziel der Mission: Herausfinden, ob und wie sich die radioaktiven Brennstäbe sicher entfernen lassen.
Auch vier Jahre nach der Katastrophe weiß niemand, wo sich der in den Reaktoren 1, 2 und 3 geschmolzene Brennstoff genau befindet. Computer-Simulationen und aktuelle Strahlenuntersuchungen deuten darauf hin, dass fast alle Brennstäbe im Reaktor 1 das Kerngehäuse durchbrochen haben und auf den Boden der darunter befindlichen Kammer gefallen sind.
Aufgrund der Schäden am Reaktor laufen nach wie vor große Mengen radioaktives Wasser in den Pazifik. Vor wenigen Tagen berichteten Forscher, Spuren der Atomkatastrophe in Wasserproben aus dem Pazifik vor Kanada gefunden zu haben.
Amphibien-Roboter-Einsatz im kommenden Jahr
Der Roboter für die aktuelle Untersuchung sollte aufgrund der hohen Strahlenbelastung im Inneren von Fukushima von Anfang an nur einmal eingesetzt werden. Eine weitere Mission mit einem zweiten Roboter, die ursprünglich für Montag geplant war, wurde vertagt, während Experten untersuchen, warum der erste Roboter stecken blieb. Vermutlich blieb das Gerät mit seiner Trittfläche in einem Gitter oder einem Spalt hängen. Kommendes Jahr will Tepco zusätzlich einen Amphibien-Roboter zur Erkundung der Havariemeiler einsetzen.
Tepco und die japanische Regierung hoffen, 2020 mit der Bergung des Brennstoffs im Reaktor 1 beginnen zu können.
Gericht verbietet Wiederanfahren von Reaktoren
Japan diskutiert heftig über die Rückkehr zur Atomenergie. Nun hat ein Gericht erstmals das geplante Wiederanfahren der Atomreaktoren unterbunden. In einer einstweiligen Verfügung entschied das Bezirksgericht der Provinz Fukui, dass der Atombetreiber Kansai Electric Power zwei zu Sicherheitsüberprüfungen abgeschaltete Reaktoren im Atomkraftwerk Takahama vorerst nicht hochfahren darf.
Das Gerichtsurteil ist ein Dämpfer für die Regierung, die schnell wieder die ersten Meiler im Lande in Betrieb gehen lassen will. In Folge der Atomkatastrophe in Fukushima vor vier Jahren sind derzeit weiterhin alle 48 Reaktoren in Japan abgeschaltet. Die beiden Reaktoren in Takahama hatten erst im Februar die neuen, verschärften Sicherheitsauflagen erfüllt.